125 Jahre Dortmund-Ems-Kanal

Lingen – Wer von Lingen-Schepsdorf aus den Dortmund-Ems-Kanal zu Fuß bis zu den Betonwerken Emsland in Holthausen-Biene geht, hat eine Strecke von etwa acht Kilometern vor sich. Das dauert fast zwei Stunden.

Man kann es aber auch in zwei Minuten schaffen und kommt dabei sogar an den wichtigsten Landmarken vorbei. Wie soll das gehen?
Die Lösung liegt in der Miniatur: Hermann Moß und sein Sohn Bennet haben die Ems mitsamt ihren Schleifen und Windungen im Maßstab 1:75 nachgebaut. Der Dortmund-Ems-Kanal ist dabei gleich mitentstanden.

Kirchwand 1, das ist die Adresse von Familie Moß in Altenlingen. Das Grundstück liegt idyllisch mittig zwischen dem Dortmund-Ems-Kanal und der Ems, nahe dem Golfclub Emstal.

Hermann Moß hat als Saatgutberater gearbeitet und nebenberuflich Landwirtschaft betrieben. Als er 2021 multiple Schlaganfälle erlitt, hat sich sein Leben von Grund auf geändert:

Seine Arbeit kann er seitdem nicht mehr ausüben. In Rehabilitationsmaßnahmen habe er u. a. das Laufen neu erlernen müssen, und Stress ist seitdem tabu. Während er in Bad Essen zur Reha war, oblag es seinem Sohn Bennet, die großflächigen Blumen- und Staudenwiesen zu pflegen.

Der junge Mann hatte eine pragmatische Idee: Er verlegte auf rund 200 Metern ein Rohr zur Bewässerung. Gleichzeitig spornte eine Mitpatientin den Lingener an, ein besonderes Projekt zu verwirklichen.

Und so entstand die Ems en miniature, oder, wie Hermann und Bennet Moß es nennen: der Emslauf Moß.

„Wir leben hier an der Ems, warum verlegen wir die Bewässerung also nicht in Form des Emslaufs?“, so die Überlegungen. Gesagt, getan: Inzwischen ist aus der Idee eine Attraktion entstanden.

Und nicht nur die Ems windet sich mit ihren beeindruckenden Schleifen maßstabsgetreu im Garten von Hermann Moß, sondern es befinden sich auch die Brücken an den richtigen Stellen.

Schilder weisen auf herausragende Gebäude und Einrichtungen hin, beispielsweise das Ludwig-Windthorst-Haus, die Raffinerie, der Golfclub, die Wachendorfer Heide und vieles mehr.

Manches ist durch Schilder angezeigt, anderes, wie beispielsweise der Marktplatz von Lingen, hat sogar Gebäude. Diese aus Ton gebrannten Häuser seien ein Geschenk von Lingen Wirtschaft und Tourismus.

Ansonsten sei das gesamte Projekt ohne Fördermittel entstanden: Rund 20.000 Euro hat Hermann Moß hier investiert. Allein die Teichfolie und der Hochsitz schlugen mit jeweils 4.500 Euro zu Buche. Dazu die unzähligen Blühpflanzen und Stauden.

Daraus ist ein Paradies für Insekten, Fische, Frösche, Vögel… entstanden. Dafür hat der Altenlingener erst kürzlich das "Goldene Rebhuhn" verliehen bekommen.
Die Landesjägerschaft verleiht das Goldene Rebhuhn an Nichtjäger, die sich in besonderer Weise um den Erhalt der Natur in einer Gemarkung verdient gemacht haben.

Hauptaugenmerk des Projekts Emslauf freilich ist die Flusslandschaft. Aber auch der Dortmund-Ems-Kanal findet sich in dem Landschaftspark wieder.

An der Stelle, an der sich in der Realität der Kanal befindet, ist ein Fußweg in das Gras gemäht. An diesem entlang ist ein Tau gespannt. „Das ist der Dortmund-Ems-Kanal“, so Hermann Moß. Er wisse, dass der Streifen vom Maßstab her eigentlich zu breit sei, „aber ansonsten könnte ich es nicht mähen“, sagt er pragmatisch.

Dort, wo Brücken den Kanal queren, sind auch Querwege gemäht. Man kann also die gesamte Landschaft von Schepsdorf bis Holthausen-Biene munter zwischen Kanal und Fluss ablaufen.

Oder man lässt den Landschaftspark auf sich wirken. Hermann Moß lädt ausdrücklich zum Schauen und Verweilen ein.

Der Hochsitz, Klappstühle auf Sand und Bänke sind genau dazu aufgestellt. Kinder können mit Wasserbooten auf dem Flusslauf spielen, „falls die Akkus nicht schon leer sind, die sind nämlich sehr beliebt“, meint der Hausherr schmunzelnd.

Alles ist liebevoll bis ins Detail gestaltet: Historische Landmaschinen, Trollbehausungen, ein „Manneken Pis“ und vieles mehr gibt es zu entdecken.

„Ideen habe ich noch viele mehr, und mein Sohn und ich möchten den Emslauf noch bis Hanekenfähr ausweiten“ – der Dortmund-Ems-Kanal würde dabei sicherlich nicht fehlen!

Autorin: Christiane Adam 
Fotos: Christiane Adam
Artikel für den Emsland-Kurier, veröffentlicht am 30.06.2024 

Information: Der "Emslauf Moß" im Maßstab 1:75 befindet sich an der Straße Kirchwand 1 in 49808 Lingen im Stadtteil Altenlingen, nahe Golfplatz vom Golfclub Emstal.

Informationen zur Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal, die anlässlich des 100. Geburtstages vom Kanal im April 1999 eröffnet wurde, findet man auf www.dortmund-ems-kanal-route.de.