Die Pünte „Fehndorf I“
Die „Fehndorf I“ ist knapp 28 Meter lang, fünfeinhalb Meter breit und hat voll beladen einen Tiefgang von gut einem Meter – damit ist sie eine typische „Pünte“, wie sie zu Hunderten auf dem Süd-Nord-Kanal und auf weiteren Wasserstraßen der Region unterwegs waren. Die hölzernen Boote wurden mit dem Pferd oder Mensch vom Ufer aus getreidelt, gestakt oder später auch gesegelt. Ab 1893 wurde der Süd-Nord-Kanal durchgängig von Rütenbrock bis in die Grafschaft Bentheim schiffbar – und damit zur bedeutendsten Achse des 111 Kilometer langen Kanalnetzes, das zwischen 1871 und 1904 entstand. Das Geflecht von Wasserstraßen sollte die Moore entwässern, Transportprobleme lösen und damit die wirtschaftliche Entwicklung der Moorkolonien und die Moorkultivierung vorantreiben. Das funktionierte zunächst sehr gut: Im Jahre 1909 wurden auf dem linksemsischen Kanalnetz rund 240 000 Tonnen Waren transportiert, hauptsächlich Torf (25%), Steinkohle, Dünger und Baustoffe. Torf wurde in der Regel in den Monaten Mai bis Juni gestochen, damit er bis zum Herbst trocknen konnte. Dann wurden Pünten meterhoch mit Torfsoden beladen. Der Transport musste abgeschlossen sein, bevor im Winter die Kanäle zufroren. Auch Fehndorf profitierte vom Betrieb des Kanals: 1887 mitten im Hochmoor aus ärmlichen Katen von Moorsiedlern gegründet, wurde es 1912 zur selbstständigen Gemeinde und errichtete die erste Barackenkirche. Zu dieser Zeit zählte man täglich 30 Pünten, die Torf und Kartoffeln bis ins Ruhrgebiet transportierten.
Ein weiteres wichtiges Handelsgut war bis in die 1950er Jahre zudem Raseneisenerz, das sich an den Rändern des Hochmoores im Niederungsgebiet der Bäche oberflächennah abbauen ließ. Es bildet als wasserundurchlässige Schicht die Grundlage für die Moorentstehung im Bereich des Bourtanger Moores nach der letzten Eiszeit. Dieses Erz wurde zur Verhüttung nach Meppen verschifft.