ICH SEHE: „Einen Picknickplatz und eine alte Postbrücke, die über eine Emsschleife führt. Der Übergang wurde vom Stichkanal des Dortmund-Ems-Kanal abgetrennt…“
Stichkanal des Kaisers
Im Urstromtal der Ems war der Verlauf des Flusses ehemals sehr schwankend. Jedes Hochwasser änderte oft die Richtung im Urstromtal. Lange Zeit - ca. um das erste Jahrtausend war dieses Gebiet von den Dörfern auf höher gelegenen Bereichen besiedelt - Versen, Wesuwe, Hüntel und Holthausen sind typische Emsdörfer. Der Bau von Brücken war wegen des variablen Flusslaufes und dem Auftreten immer neuer Flutmulden nicht rentabel. Deshalb gab es viele Furten und Fährleute, die über die Ems setzten. Der Warentransport war beschwerlich auf der Ems, obwohl der Wasserlauf in Ufernähe und entlang der Friesischen Straße immer ein wichtiger Handelsweg war.
1774 ließen deshalb Münsteraner Handelsleute einen Treidelweg entlang der Ems anlegen, der den Transport erleichtern sollte. Gut 100 Jahre später wurde unter Kaiser Wilhelm eine Wasserstraße gebaut, die das Problem gänzlich beheben sollte. Der Kanal wurde 1899 höchstpersönlich vom Kaiser eröffnet. Das Abschneiden von Altarmen und Flusskurven war dabei zur Verkürzung der Fahrzeit wichtig. So wurde im Bereich des Hünteler Wehrs ein Stichkanal gegraben, der heute ein beliebter Anglerspot ist. Die sog. alte Postbrücke führt über den abgeschnittenen ehemaligen Emsarm, während das Wasser des Stichkanals schnurgerade von hier zum Wehr nach Hüntel fließt.