Das Naturschutzgebiet Schaapmoor stellt mit seinen 210 Hektaren einen wichtigen Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten dar. Auf dieser Niederung an den Ufern der Nordradde finden Naturinteressierte ein landschaftliches Wechselspiel mit kleinen Bruchwäldern und vielen wertvollen Feuchtwiesen und Brachen. Zwar unterliegt das ehemalige Niedermoorgebiet durch seine zahlreichen Gräben einer Entwässerung, doch noch heute ist erkennbar, dass die unterschiedlichen Lebensräume dieser Niederung stark mit dem Element Wasser verbunden sind.
Wie der Name „Schaapmoor“ schon vermuten lässt, ist dieses Areal stark durch eine traditionelle Viehhaltung geprägt. Aus diesem Grund sind es vor allem die halbnatürlichen Offenlandbiotope, die zum besonderen Wert dieses Lebensraumes führten. Ohne eine Beweidung würden aus den Brachen und Feuchtwiesen im Zuge der natürlichen Sukzession Buschland und schließlich wieder Wald entstehen. Schafe, aber vor allem auch Ziegen, die noch mehr als ihre gehörnten Verwandten junge Gehölze verbeißen und so ihr Aufkommen verhindern, dienen hier als Landschaftspfleger. Nur so können sich zahlreiche bedrohte Pflanzenarten, die einst in dieser Region häufig zu finden waren, behaupten. Anders als bei einer regelmäßigen Mahd, bei der alle Pflanzen gleichermaßen abgeschnitten werden, wirken Weidetiere stark selektiv auf die Artenzusammensetzung von Grünland. Wenig wohlschmeckende Pflanzen werden somit von den Tieren stehengelassen, wohingegen saftige Gräser und Stauden bevorzugt gefressen werden. Die verschmähten Kräuter und Blumen erlangen dadurch einen kleinen Wuchsvorteil ohne den sie im Konkurrenzkampf mit den gutwüchsigen Gräsern über die Jahre verschwinden würden. Und nur, weil das Weidevieh diese Kräuter verschmäht, bedeutet es nicht, dass diese Pflanzen „unnütz“ sind. Für viele Insekten, wie Falter, Käfer und vor allem Bienen stellen sie eine wichtige Nahrungsquelle dar. Somit ist die extensive Grünlandbeweidung ein wichtiger Bestandteil des Insektenschutzes. Der Vorteil dieser alten Wirtschaftsform für den Artenschutz reicht sogar noch weiter: In ihrem lockigen Fell verfangen sich zahlreiche Pollen und Pflanzensamen und auch in den Mägen der Tiere werden Samen von A nach B transportiert. Auf diese Weise verbreiten die Weidetiere die Pflanzen in der Umgebung und sorgen außerdem für einen genetischen Austausch zwischen mehreren Pflanzenpopulationen.
Neben dem Offenland gibt es in diesem Naturschutzgebiet allerlei Interessantes zu entdecken. Auch die Erlen- und Birkenbruchwälder, die einen Lebensraum für viele Vogelarten darstellen, erzählen eine Geschichte. Durch die zahlreichen Gräben, die das einstige Niedermoor entwässerten, wurde das natürliche Moorwachstum unterbunden. Mit dem Voranschreiten der Entwässerung stieg folglich auch die Sauerstoffversorgung des Bodens. Der Torfkörper wurde mit den einhergehenden Zersetzungsprozessen freigegeben, sodass er von oben beginnend an Mächtigkeit verlor. Dieser Prozess ist auf eindrucksvolle Weise an den freiliegenden Stelzwurzeln der schaapmoorer Erlen und Birken deutlich zu erkennen.