Naturerlebnis Wiedervernässung eines Moorgebietes
Eine Dose ist nicht nur ein Blechbehälter, sondern auch ein altes niederdeutsches Wort für kleine Moorgebiete, die ringsum von der sandigen Geestlandschaft eingeschlossen sind. Wie eine überdimensionale Linse liegen die Torfkörper in der Landschaft und speichern in ihnen das Regenwasser. Die Bockholter Dose, die den Rest eines 300 ha großen Hochmoores darstellt, besaß ursprünglich eine Torfmächtigkeit von ca. 5 Metern. Folgt man der Faustformel, dass ein Moor etwa einen Millimeter pro Jahr wächst, dann kommt man bei der Bockholter Dose auf ein stolzes Alter von 5000 Jahren.
Heute bietet das rund 120 ha großen Naturschutzgebiet eine Vielfalt an Lebensräumen, das Vorkommen seltener und geschützter Arten sowie die Funktion als Kohlenstoffsenke. Hier entspringen gleich zwei Bäche, die Marka und die Mittelradde und bilden einen wertvollen Lebensraum für Flora und Fauna, wie etwa für die besonders geschützten Arten Flussneunauge und Bachneunauge. Die zentralen Bereiche der Bockholter Dose werden durch extensiv genutzte Grünländer, Moorwälder und einen ca. 30 Hektar großen Bereich mit offenen Moor- und Moorheideflächen geprägt. So bietet die Dose einen Rückzugsort für zahlreiche typische und geschützte Pflanzenarten, Amphibien und Libellen. Auch ist sie Lebensraum für Bekassine, Großer Brachvogel und Sumpfohreule Kiebitze und nimmt eine große Bedeutung für den Vogelschutz ein.
In früherer Zeit wurde durch Handtorfstiche der Schwarztorf abgebaut und als Brennmaterial genutzt. Sehr unterschiedliche Torfmächtigkeiten, insbesondere Steilkanten zwischen zwei aneinandergrenzenden Flurstücken sind Folgen der Arbeit und stellen prägnante Zeitzeugen in der Moorlandschaft dar. Weitere menschliche Nutzungen des vergangenen Jahrhunderts stellten Entwässerung, Kultivierung und teilweise intensiver Landwirtschaft dar und machten Hochmoorbiotope zu Reliktbeständen.
1983 wurde das Gebiet der Bockholter Dose unter Naturschutz gestellt. Es erfolgten erste Maßnahmen zur Wiedervernässung und zum Erhalt des Moores. So findet in der Nähe des Aussichtsturms eine Beweidung statt, um die Moorflächen offen zu halten. Aktuelle Maßnahmen-Ziele sind, oberflächennahe Wasserstände zu schaffen. Diese tragen zum einen zur Konservierung des Torfkörpers und zu besseren hydrologischen Bedingungen für eine Renaturierung des gesamten Moorkomplexes bei. 2021 wurde das Projekt „Optimierung zur Wiedervernässung der Bockholter Dose“ gestartet. Sanierungen sowie Neuanlagen von Dämmen und die Umlegung von Entwässerungsgräben sind konkrete Maßnahmen dieses Projektes. Es wurden bereits ca. 5000 Meter Dämme repariert oder neu angelegt und 1000 Meter Gräben verfüllt, um das Herausfließen des Wassers aus dem Moor zu verhindern. Außerdem wurde der vor Jahrzehnten verlegte Bachlauf der Radde an den ursprünglichen Ort am Rande des Moores zurückverlegt.
Der Aussichtsturm ist eine Station auf dem Hümmling-Pfad „
Dosenmoortour“. Dieser ca. 15km lange Wanderweg führt von Vrees durch das Naturschutzgebiet Bockholter Dose und bietet die Möglichkeit, eine Vielzahl an Natureindrücken zu sammeln.