Meppen - Wer am Dortmund-Ems-Kanal (DEK) entlang spaziert, schweift mit den Blicken unweigerlich aufs Wasser und die Ufergegenden. Auch wenn Kanäle keine natürlichen Gewässer sind, ist der DEK ökologisch nicht unbedeutend. An den Ufern haben zahlreiche Pflanzen ihren Lebensraum gefunden – trotz der Unruhe bedingt durch den Schiffsverkehr oder der Wassersport- und Freizeitaktivitäten von Einheimischen und Gästen.
125 Jahre Dortmund-Ems-Kanal
Unterwegs am Dortmund-Ems-Kanal auf den Spuren pflanzlicher Lebensräume
Ranger Andreas klärt uns über die Artenvielfalt am Kanal auf
Apothekenwissen eines Rangers
Die Exkursion mit Andreas, der auch als Naturführer im Naturpark Bourtanger Moor tätig ist, gibt Aufschluss über die Vielfalt der Flora.
Erster Fund ist ein Waldehrenpreis, eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Wegerichgewächse. Den Spitzwegerich gibt es hier übrigens auch – neben der Verarbeitung zum Hustensaft hilft er auch wundervoll gegen Mückenstiche, indem er zerkleinert und auf die juckende Stelle gedrückt wird.
Geschichte zum Anfassen
Wasserminze und auch Mädesüß, eine weiß-blühende Pflanze aus der Gattung der Rosengewächse – zu der übrigens auch fast alle Obstbäume oder auch Brombeersträucher gehören – blühen ebenfalls auf dem feuchten Boden am Kanalufer.
Mädesüß schmeckt ein wenig nach Marzipan und hilft gegen Kopfschmerzen. Aus der Salizylsäure der Pflanze könnte theoretisch sogar Aspirin hergestellt werden.
Kriechender Hahnenfuß – der übrigens giftig ist –, Weißklee, Hornklee, Schafgarbe, Labkraut, welches eigentlich auf Trockenrasen zuhause und mit dem Waldmeister verwandt ist, sowie wilde Erdbeeren, die jedoch nur sehr kleine Früchte ausbilden, sind nur ein paar der weiteren Pflanzen, die uns auf dem Weg entlang der Bundeswasserstraße begegnen.
Weiter unten am Wasser stoßen wir dann auf die Winkelsegge, ein Sauergras, das im Wasser wächst. Gelegentlich findet man sogar Seerosen.
Ein dynamischer Lebensraum
Grundsätzlich ist die Artenvielfalt an Wasserstraßen sehr groß, weil alles Mögliche angespült wird. Zudem müssen die Pflanzen, die direkt am Wasser stehen, Feuchtigkeit vertragen und es auch aushalten können, mal eine Zeit lang unter Wasser zu sein.
Die Bruchweide ist hierfür ein hervorragendes Beispiel. Diese oder auch Hybriden aus Silberweiden und Bruchweiden stehen häufiger zur Uferbefestigung am Dortmund-Ems-Kanal, da sie eine höhere Regenerationsfähigkeit als andere Pflanzen haben.
Der Steilhang direkt neben einigen Abschnitten des Kanals ist sonnenexponiert, deshalb wachsen hier vorwiegend wärmeliebende Pflanzen.
Dazu gehören die große Fetthenne und andere Sukkulenten, die sich an die Trockenheit angepasst haben. Der Japanischer Staudenknöterich, der essbar ist und geschmacklich dem Rhabarber sehr ähnelt, breitet sich am Gewässer ebenfalls schnell aus und ist dadurch eher zur Problempflanze geworden.
Ähnlich wie der Girsch, der als essbare Pflanze von Römern importiert wurde und den so mancher Gartenliebhaber wohl auch eher als Unkraut bezeichnen würde.
Die Rentierflechte, eine Symbiose aus Alge und Pilz, ist eigentlich auf Sandtrockenrasen wie dem Borkener Paradies zuhause. Sie verbreiten sich dadurch, dass ihre Verzweigungen bei Trockenheit abbrechen und diese dann im Fell von Tieren hängen bleiben – so könnten sie auch an das Ufern des DEK gelangt sein.
Die Suche nach Thymian, der ebenfalls eine wärmeliebende Pflanze ist und den Andreas vor einiger Zeit bereits auf dem Steilhang gefunden hat, bleibt heute leider erfolglos.
Trotzdem ist es erstaunlich, wie viele unterschiedliche Pflanzen auf einem relativ kleinen Fleckchen zu finden sind.
Ein genauer Blick lohnt sich beim nächsten Spaziergang also definitiv!
Text & Fotos: Emsland Tourismus
Artikel für den Emsland-Kurier, veröffentlicht am 28.07.2024
Informationen zur Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal, die anlässlich des 100. Geburtstages vom Kanal im April 1999 eröffnet wurde, findet man auf www.dortmund-ems-kanal-route.de.