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Die Ems war schon in frühen Zeiten ein wichtiger Transportweg. So wurden bereits im 12. und 13. Jahrhundert auf Pünten mit geringem Tiefgang Sandsteine und Bauholz aus der Grafschaft Bentheim gen Norden transportiert.
Um das Ruhrgebiet mit dem Seehafen Emden zu verbinden, wurde Ende des 19. Jahrhunderts der erste deutsche Binnenschifffahrtskanal gebaut: der Dortmund-Ems-Kanal. Beim Bau des Kanals bediente man sich streckenweise des Flussbettes der Ems.
An Stellen mit engen Flusskrümmungen, die eine Durchfahrt für längere Schiffe nicht erlaubten, entschied man sich allerdings für einen Durchstich. So auch in Lehe. Der Nachteil: Die Leher Achterberge waren vom übrigen Leher Gebiet abgetrennt und so konnte mancher Bauer seine Flächen nur noch mittels einer Fähre erreichen.
Für den Transfer von Dorfbewohnern, landwirtschaftlichen Geräte und das Vieh von der einen auf die andere Emsseite waren im Emsland diverse Fähren im Einsatz. Kurbeln und drehen, kurbeln und drehen – die Arbeit eines Fährmannes war im letzten Jahrhundert nicht nur monoton sondern auch anstrengend.
Im Laufe der Zeit verschwanden diese Fähren immer mehr, bis keine einzige übrig war.
Um diese alte Tradition wieder aufleben zu lassen, gründete sich 2003 der Leher Pünte e.V. aus einer „Schnapsidee“ des damaligen Bürgermeisters Johannes Zumsande und den Gemeinderatsmitgliedern Johannes Hegemann und Bernhard Baalmann.
An der Stelle, wo bis 1965 noch eine Fähre aus Holz für die Landwirtschaft im Einsatz war, wurde der Original-Anleger auf Leher Seite wieder Instand gesetzt. Die heimische Firma J&K Anlagenbau baute die Pünte und sie wurde im Jahr 2001 als einzige seilgebundene Fähre auf der schiffbaren Ems in Betrieb genommen.
Ems bzw. Dortmund-Ems-Kanal bei Lehe sind 60 Meter breit und bis zu fünf Meter tief.
Und um die Ausflügler in nur fünf Minuten trockenen Fußes überzusetzen, müssen die ehrenamtlichen Fährleute den Schiffsverkehr stets im Auge behalten, denn der hat auf der Bundeswasserstraße Vorfahrt.
Mindestens ein Fährmann an Bord muss einen Sportbootführerschein-Binnen haben. Und weil die Fähre ausschließlich über Muskelkraft betrieben wird, setzen die Fährleute immer zu zweit über. Bis zu 20 Fahrgäste oder 15 Personen mit ihren Rädern finden auf der Leher Pünte Platz.
Damit man sich an dem Stahlseil, dass auf dem Grund des Dortmund-Ems-Kanals liegt, weder verletzt noch unendlich viele Paar Handschuhe verbraucht, hat der Tischler Bernhard Baalmann ein „Ziehholz“ gefertigt. Passagiere dürfen gerne anpacken und ihre Muskelkraft unter Beweis stellen.
Der Verein zählt 40 Mitglieder zwischen 20 und 82 Jahren, von denen 32 Mitglieder den Fährbetrieb von Mai bis Oktober gewährleisten und das „Püntenpatent“ abnehmen. Mit den fünf Disziplinen wie zum Beispiel „Kompass einnorden“ und „Rettungsring werfen“ ist Spaß für Jung und Alt garantiert.
Ein unvergessliches Erlebnis nicht nur für Radler, die auf der Emsland-Route, dem EmsRadweg oder der Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal an der Anlegestelle vorbei kommen oder vom Aussichtsturm die Pünte herbeirufen.
Kontakt:
Leher Pünte e.V., Tel. 0162 4744553, www.leher-puente.de
Fährzeiten:
1. Mai bis 3. Oktober, Samstag: 14 - 18 Uhr, Sonntag & Feiertag: 10 - 18 Uhr; außerhalb der Fährzeiten für Gruppen nach vorheriger Vereinbarung.
Preise für einfache Fahrt:
Kinder bis 10 Jahre frei, Erwachsene und Kinder ab 11 Jahre 1,- Euro.
„Leher Püntenpatent“:
Für Gruppen ab 8 Personen nach vorheriger Anmeldung; Preis inkl. Fahrt: Kinder 6 - 15 Jahre 4,50 Euro, Erwachsene 7,50 Euro.
Seit dem Sommer 2011 verkehrt im südlichen Emsland eine zweite Emsfähre: Die „St. Christophorus MehrLi“ – kurz MehrLi genannt – verbindet die beiden Emsbürener Ortsteile Mehringen und Listrup miteinander, und bringt bis zu acht Personen mit ihren Fahrrädern trockenen Fußes an das andere Ufer.
Übrigens: Wer unterwegs auf dem Ems-Radweg ist und die Anlegestelle der MehrLi am Waldesrand in Mehringen erreicht, hat die Hälfte der Tour von der Quelle bis zur Mündung geschafft.
Eigentümer der Emsfähre ist die Gemeinde Emsbüren. Deshalb ist die MehrLi in den Gemeindefarben lackiert.
Die Idee für die Reaktivierung des Fährbetriebs – nun jedoch für touristische Zwecke – hatte der Unternehmer Hermann Paus. In seinem Betrieb wurde die Fähre gebaut. Am 17. August 2011 fand die feierliche Einweihung in Mehringen statt und ab dem 20. August wurde offiziell der Betrieb aufgenommen.
Die ehrenamtlichen Fährmänner und Fährfrauen werden vom Team des VVV Emsbüren betreut und für den Einsatz zwischen Mai bis Oktober eingeplant. Der Sprecher der rund 40 Fährleute zwischen 28 und 77 Jahren ist Franz Hindricks.
Im Vergleich zur Leher Pünte muss bei der MehrLi fleißig gekurbelt werden, damit die fast zwei Tonnen schwere Fähre zwischen Mehringen und Listrup verkehren kann.
Eine Kette, die durch die Fähre läuft, fungiert als Antrieb (Kurbel-Hand-Betrieb). Ein Stahlseil sorgt dafür, dass die MehrLi nicht abtreibt. Fahrgäste dürfen die Fährleute beim Kurbeln unterstützen.
Bei besonders geselligen Überfahrten wird von Fährleuten und Passagieren nach der Melodie von „Jetzt fahr’ n wir übern See“ das von Fährmann Alfons Möller geschriebene Lied „Jetzt queren wir die Ems“ gesungen.
Die drei Strophen des Scherzliedes sind während der rund siebenminütigen Überfahrt locker zu trällern.
Und wenn die Zeit es erlaubt, erfährt man von den ehrenamtlichen Fährleuten die Sage über die Raubritter, die im Mehringer Wald unweit des Fähranlegers gehaust haben sollen.
Kontakt:
VVV Emsbüren e.V., Tel. 05903 935758, www.emsbueren.de
Fährzeiten:
1. Mai bis 3. Oktober, Samstag: 14 - 18 Uhr, Sonntag & Feiertag: 10 - 18 Uhr; außerhalb der Fährzeiten für Gruppen ab 10 Personen nach vorheriger Vereinbarung.
Preise:
Das Übersetzen ist kostenlos. Die ehrenamtlichen Fährmänner und Fährfrauen freuen sich über Trinkgeld.
Text: Emsland Tourismus
Fotos: Emsland Tourismus und Leher Pünte e.V.
Artikel für den Emsland-Kurier, veröffentlicht am 25.08.2024
Informationen zur Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal, die anlässlich des 100. Geburtstages vom Kanal im April 1999 eröffnet wurde, findet man auf www.dortmund-ems-kanal-route.de.