125 Jahre Dortmund-Ems-Kanal

Lingen – Am 11. August 1899 wurde der Dortmund-Ems-Kanal durch Kaiser Wilhelm II. eröffnet.
Nach einer nur siebenjährigen Bauzeit wurde der 269 Kilometer lange Kanal von 4.500 Arbeitern mit Spitzhacken und Schaufeln mit seinen 20 Schleusen, mehr als 200 Brücken und dem Schiffshebewerk in Henrichenburg fertiggestellt.

Er bildete das erste Teilstück eines Netzes künstlicher Wasserstraßen in Norddeutschland und wurde zu einem der wichtigsten Transportwege für schwedisches Eisenerz, das über Emden nach Deutschland eingeführt und unter anderem in Dortmund verhüttet wird.

Die feierliche Eröffnung des Jahrhundertbauwerks fand im Dortmunder Hafen statt.

Der Kaiser versprach, dass der Kanal nur der Anfang ist: "So hoffe ich, dass dieses erste Glied, das wir heute eingeweiht haben, im Verhältnis zu dem großen Werke des Ausbaues unserer Wasserstraßen aufgefasst und verstanden werden wird."

Wilhelm II. spielte damit auf den vorausgegangenen großen Widerstand gegen den Dortmund-Ems-Kanal an.

Über Feierlichkeiten am Eröffnungstag im August 1899 zwischen Papenburg und Salzbergen lässt sich heutzutage in den emsländischen Archiven nichts finden.

Dem „Lingen’sches Wochenblatt“, dem Kreis-Blatt für den Kreis Lingen, das man im Stadtarchiv (Baccumer Str. 22) einsehen kann, ist ein ausführlicher Artikel über die Eröffnung im Ruhrgebiet zu entnehmen.

In der No. 65 des 65. Jahrgangs vom 13. August 1899 heißt es unter anderem:
„Der Kaiser ist mit Gefolge heute morgen in Rauxel eingetroffen, wo der Reichskanzler, die Minister Thielen, Hammerstein und v. d. Recke anwesend waren. Der Kaiser wurde von den dortigen Behörden empfangen, begab sich zu Wagen den Kanal entlang bis zum Pavillon, wo ihm die Kanalkommission empfing, und weiter auf dem Regierungsdampfer „Struwe“ zum großen 14 Meter hohen Hebewerk bei Henrichenburg, wo er auf dem Kaiserschiff das Hebewerk passierte.“

Der Kaiser samt Gefolge wurde vom Schiffshebewerk zum Dortmunder Hafen gefahren, dort vom Oberbürgermeister Schmieding und den geladenen Gästen gebührend empfangen.
Bei seiner Ansprache im Kaiserpavillon erntete er mehrfach ein „stürmisches Bravo“, bevor das Programm in der Dortmunder „Union“ fortgesetzt und mit der Besichtigung des renovierten Rathauses abgeschlossen wurde.

Dem Emslandmuseum Lingen liegt die „Festschrift zur Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals“ vor. Das von außen unscheinbare Buch in einem grauen Einband und dem kaiserlichen Wappen mit dem Reichsadler (1889 - 1918) hat es in sich:

Auf 60 Seiten wird in zwölf Kapiteln der Bau der Bundeswasserstraße mit den beteiligten Firmen beschrieben. Fotografien sowie zum Teil kolorierte Pläne mit dem Verlauf und einem Höhenprofil des Kanals ergänzen die Festschrift.

Besonders beeindruckt bei dem historischen Dokument das Schmuckblatt mit den Zeichnungen der Rathäuser von Dortmund, Münster und Emden sowie dem Hebewerk Henrichenburg und den in Gold gedruckten Buchstaben des Titels und Verzierungen.

Die Festschrift überließ Karl-Ludwig Galle aus Nordhorn dem Emslandmuseum. Er ist der Enkel von Friedrich Franz Carl Hänschen, später „Wasser-Hänschen“ genannt.

Der Lingener Carl Hänschen (1867 - 1938) war als Bautechniker am Ausbau des Dortmund-Ems-Kanals beteiligt, insbesondere am Schleusenbau.

Ihm als Wasserbausekretär wurde, wie man auf einem damals beigefügten Zettel entnehmen kann, die Festschrift von der Dortmund-Ems-Kanal-Verwaltung im Oktober 1899 „übersandt im Auftrage des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten aus Veranlassung der Vollendung des Baues des Dortmund-Ems-Kanals“.

Carl Hänschen lebte mit seiner Frau Alwine (1871 - 1952) und den drei Töchtern unter anderem in dem Wasserhäuschen mit angeschlossenem Büro an der Lindenstraße direkt an der damals einzigen Drehbrücke am neuen Kanal.

Näherte sich ein Schiff, wurde die Brücke auf einer Mittelachse um neunzig Grad gedreht, so dass das Schiff an ihr vorbeifahren konnte. Die Brücke galt als kühnes technisches Bauwerk, konnte aber dem wachsenden Schwerlastverkehr der 1920er Jahre nicht standhalten und wurde mit dem Bau der Lingener Kaserne im Jahr 1936 durch eine Stahlbrücke ersetzt.

Carl Hänschen und Alwine Minne, seine spätere Ehefrau, bildeten im Festjahr 1890 das Königspaar der Kivelinge in Lingen.

Ein Portrait des Wasserbausekretärs und persönliche Erinnerungen an die Großelterngeneration von Karl-Ludwig Galle kann man in Kapitel 6 seines Buches „Lingener Bürger – Besinnliches und Heiteres, Berichte und Übersichten“ (Burgtor-Verlag, Lingen) nachlesen.

Text: Emsland Tourismus
Fotos: Emsland Tourismus & Stadtarchiv Lingen
Artikel für den Emsland-Kurier, veröffentlicht am 11.08.2024 

Informationen zur Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal, die anlässlich des 100. Geburtstages vom Kanal im April 1999 eröffnet wurde, findet man auf www.dortmund-ems-kanal-route.de.