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Heede. Eine herzzerreißende Szene:
Das Mädchen auf der kleinen Insel sehnt sich nach dem Geliebten. Doch der junge Mann kann nicht zu ihr.
Der Vater des Mädchens ist dagegen. Er ist Schleusenwärter am Dortmund-Ems-Kanal und zieht immer wieder die Inselbrücke hoch.
Dem Freier bleibt nichts übrig, als sein Mädchen vom Ufer aus anzuschmachten. Traurig singt er den Ems-Insel-Blues.
Von fern klingt es auf Platt herüber: „Marie, oh Maria, wenn ik di nur haa... Worum woahnst du up ´ne Insel in de Ems?“.
Es ist Hermann Lammers Meyer aus Aschendorf mit den „Emsland-Hillbillies“, der den Blues-Song vor Jahren aufführte. Er kann noch heute auf YouTube angehört werden.
Ob es die so anrührend besungene Geschichte tatsächlich gegeben hat, wissen wir nicht.
Rein geografisch wäre sie möglich gewesen. Der Dortmund-Ems-Kanal wird hier bei Heede mit der Schleuse Bollingerfähr ein kurzes Stück am Fluss Ems vorbeigeführt.
Übriggeblieben ist eine Insel zwischen Ems und Kanal. Darauf wohnte früher der Schleusenwärter in einem Dienstgebäude – mit seiner Tochter?
Der Besuch auf der Insel bestätigt mir die Geschichte. Feuchter Bruchwald zeigt an, dass das Hochwasser immer wieder mal vorbeikommt.
Die Insel ist Betriebsgelände, doch ein kurzer Spaziergang zum Ems-Wehr ist möglich. Hier könnte der Schleusenwärter aus dem Song das einst vorhandene Nadelwehr bedient haben.
Es bleibt wenig Zeit zum Nachdenken. Mich beschäftigt die Sorge: „Verflixt, wenn jetzt die Schleusenbrücke oben bleibt…“. – Gott sei Dank ist das nicht passiert.
Die Brücke ist wieder unten. Ein Tankmotorschiff wird geschleust. Schließlich gibt es beim Dortmund-Ems-Kanal nicht nur Geschichten aus alten Zeiten.
Autor: Horst Heinrich Bechtluft
Fotos: Horst Heinrich Bechtluft
Artikel für den Emsland-Kurier, veröffentlicht am 14.04.2024
Informationen zur Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal, die anlässlich des 100. Geburtstages vom Kanal im April 1999 eröffnet wurde, findet man auf www.dortmund-ems-kanal-route.de.