Papenburg – Graffiti kennen die meisten. Oft ist diese Kunstform ein Ärgernis, wenn sie ungewollt an Häuserwänden auftaucht.
Aber an manchen Orten verwandelt sie triste Bauwerke in aufsehenerregende Skulpturen, macht aus langweiligen grauen Mauern bunte Leinwände und begeistert so manchen Spaziergänger. Helga Albers hat Graffiti an besonderen Orten aufgespürt.
125 Jahre Dortmund-Ems-Kanal
Versteckte Kunst an den Wasserstraßen
Graffiti am Dortmund-Ems-Kanal – Nicht erlaubt und doch vorhanden – Blick vom Boot aus
Mit ihrem Mann ist sie des Öfteren mit dem Familienboot unterwegs. 2018 machten die Beiden eine Fahrt von Papenburg nach Bremen und dabei entstand die Idee, aus all den Schnappschüssen, die sie unterwegs von Graffiti auf Brücken und Mauern entlang der Kanäle und Flüsse gemacht hatte, ein Buch zu machen.
„Viele dieser beeindruckenden Kunstwerke, sind für Radfahrer oder Spaziergänger ja gar nicht zu sehen. Dafür muss man schon auf dem Wasser sein. Daher meine Idee, diese Bilder und damit auch diese Kunst allen zu zeigen“, erklärt Helga Albers die Idee hinter ihrem Buch.
Das Besondere ist, dass die Autorin ihre Fotos nach den jeweiligen Wasserstraßen geordnet hat und die Betrachter so den Eindruck gewinnen, mit ihr zusammen den Kanal entlangzufahren und sie bei ihren Entdeckungen zu begleiten.
So gibt es unter anderem ein Kapitel über den Mittellandkanal, ein weiteres über den Küstenkanal und auch eines über den Dortmund-Ems-Kanal.
„Ich werde mich immer an die vielen Schleusen erinnern, die wir passieren mussten. Das sind beeindruckende Bauwerke, die es Schiffen ermöglichen, bis zu 10 Meter Höhenunterschied zu überbrücken. Aber auch alte funktionsfähige Industrieanlagen, beeindruckende von Menschen geschaffene Werke, die entlang der Wasserstraßen stehen, machen den Dortmund-Ems-Kanal zu etwas ganz Besonderen für mich.“
Helga Albers und ihr Mann befuhren dabei die Strecke von Papenburg bis nach Münster.
Auf die Frage, was sie an Graffiti so fasziniert, antwortet Helga Albers: „An dieser Kunst begeistert mich die Vielfertigkeit sowie auch die teilweise farbintensive Darstellung. Ich finde es auch faszinierend, welche Akrobatik die Sprayer auf sich nehmen, um an bestimmten Orten oder Stellen ein Graffiti zu sprayen, welches fast immer im Geheimen passiert.“
Damit spricht die Autorin vielen Liebhabern der Szene aus der Seele, denn bei fast keinem Kunstwerk ist der Künstler bekannt. Dieses Geheimnis verleiht der Kunstrichtung einen großen Teil ihrer Anziehungskraft.
Aber auch die Motive begeistern die Fans, denn Graffiti ist alles, vom schnell hin gesprühten Tag, also der Unterschrift des Sprayers, bis zum ausgearbeiteten Bild.
Oft vertreten Sprayer in ihren Bildern eine politische Meinung, manchmal geht es mehr um humorvolle Anspielungen und auch die Liebe zu einem Verein oder einem Cartoonhelden, kann Grundlage einer Arbeit sein.
In ihrem Buch nimmt Helga Albers die Leser mit auf die verschiedenen Ausflüge und Reisen, die sie mit ihrem Mann zusammen gemacht hat, alle die sich für Kultur interessieren oder auch diejenigen, die schon immer mal wissen wollten, wie der Blickwinkel vom Wasser aus auf Brücken und Schleusen ist, sollten mal einen Blick drauf werfen. Beispielsweise in der Buchhandlung Uhlenhus in Papenburg.
Autor: Felicitas Erhardt
Fotos: Felicitas Erhardt
Artikel für den Emsland-Kurier, veröffentlicht am 05.05.2024
Informationen zur Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal, die anlässlich des 100. Geburtstages vom Kanal im April 1999 eröffnet wurde, findet man auf www.dortmund-ems-kanal-route.de.