Ahoi! Die Wasserhelden Emsland

Die Wettkämpfe der Olympischen Spiele haben erst in diesem Jahr in der Nähe - in Paris - stattgefunden. Hart trainiert und gekämpft besteigen die Helden am Ende ihrer Disziplinen des Sports die Treppchen.

Eine kleine Erfolgsgeschichte mit ebenfalls großen Helden hat sich derweil vor unserer Haustür abgespielt. Ein bisschen Sport und auch die Abzeichen Bronze, Silber und Gold kommen in der Geschichte vor.

Wir möchten mehr über die Wasserhelden Emsland erfahren, die den Dortmund-Ems-Kanal für kleine und große Kinder erlebbar machen.

Annkathrin Held ist Mutter von drei Söhnen und Gründerin der Wasserhelden Emsland. Sie empfängt uns in ihren Schulungsräumen mit ihrer Crew:
Die 10-jährigen Zwillinge Tobias und Lukas sowie der ein Jahr ältere Jonas nehmen uns neugierig und freudig auf und haben alles perfekt vorbereitet.

Ein Logbuch, auf dem drei Rettungsringe mit den Abzeichen Bronze-Silber-Gold abgedruckt sind, daneben ein Seemannsseil.

Annkathrin beginnt mit der Idee und erzählt rückblickend, dass eigentlich die drei Jungs die kreativen Köpfe sind.

Im September 2021 war Familie Held, wie viele, der Corona Beschränkungen überdrüssig – Homeschooling war anstrengend – insbesondere für die Kinder war die Zeit eine große Herausforderung.

Doch die Helds haben während des Lockdowns zahlreiche Bootsausflüge unternommen, denn auf dem Wasser waren sie naturnah und mit Abstand unterwegs.

„Du bist immer traurig, aber wenn du mit uns auf dem Boot bist, bist du glücklich“, hatten die Jungs ein besonderes Gespür für ihre Mutter.

Daraufhin kam ihnen die Idee „eine Kinderbootsfahrschule“ zu gründen, weil sie selbst so viel Freude daran hatten. Zwischen „gesagt und getan“ musste man zunächst ein bisschen gegen die Wellen kämpfen, die die Bürokratie mit sich bringt.

Dennoch war der Anker gelegt, der passende Name schnell gefunden und so stellte sich als nächste Frage, wie Annkathrin die kleine Bootsschule bekannt macht.

Nur ein kurzer „Post“ über Facebook und Instagram mit dem knappen Aufruf „Wer hat Lust, die Grundlagen für einen Bootsführerschein zu erlernen?“ führte dazu, dass der Kurs innerhalb von zehn Minuten ausgebucht war. Fünf Jungs ohne die eigenen Kinder hatten sich angemeldet.

Die angehenden Kapitäne wollten die Grundkenntnisse von der Pike auf lernen, Tobias, Lukas und Jonas hatten bereits viel Wissen und Erfahrung erworben und waren im ersten Kurs nicht dabei.

Der Herbst und das Saisonende neigte sich dem Ende, der Seemannsfunk mit der Nachricht des neuen Angebots in Haren hingegen, verbreitete sich rasch. Annkathrin Held startete bereits im März 2022 mit ihren Kursen.

Insofern war „Bronze“ auch für Annkathrin erreicht. Apropos „Bronze“ – wir erfahren von den Wasserhelden, dass der erste Kurs - der Bronze-Kurs - analog der Abfolge von Schwimmabzeichen etwa 15 Stunden von circa fünf Einheiten beinhaltet.

Es geht um Basiswissen rund um ein Boot, Backbord und Steuerbord, die einfachen Knoten, Schilderkenntnis, Ankern, tanken und v.a. um die Sicherheit. Deshalb ist ein Schwimmkurs mit einer zertifizierten Schwimmlehrerin Bestandteil der Einheiten.

Es ist kein klassischer Kurs, vielmehr wird den jungen Teilnehmern demonstriert, wie es ist, wenn die Kleidung nass wird und das Vorankommen erschwert, wenn jemand ins Wasser fällt; der richtige Umgang mit dem Rettungsring und einer Schwimmweste ist ebenfalls Pflichtprogramm. 

Geduldig, mitteilsam und so sympathisch erläutern die Jungs uns die Basics, bis sie es kaum erwarten können, dass wir unter Anleitung mitknoten. Bronze ist für uns fast geschafft.

In ihrer Broschüre „Das Abenteuer auf dem Wasser“ erläutert Annkathrin Held, warum sie sich für den Namen „Wasserhelden Emsland“ entschieden hat bzw. warum sie Kinderkurse anbietet.

Es ist einfach beeindruckend wie simpel, selbstverständlich und gleichzeitig tiefgründig ihre Absicht ist, Kindern im Rahmen ihrer Vorbereitungskurse auf den Bootsführerschein auch Werte zu transportieren:

„Ich möchte unseren Kindern zeigen, wie schön wir hier in Haren leben, wie einzigartig unsere Natur ist. Zudem möchte ich den Kindern das großartige Gefühl auf dem Wasser vermitteln, wie es sich anfühlt gegen oder mit der Strömung zu fahren, wie es sich anfühlt, wenn man Gegenwind bekommt, wie man reagiert, wenn das Wetter umschlägt.“

Ihre Jungs selbst erzählen uns, wie wichtig es ist, dass jeder sich auf dem Boot aufeinander verlassen muss.

Lukas erwähnt in diesem Zusammenhang, dass dadurch Selbstvertrauen und Mut wachsen. Er und seine Brüder spiegeln diese Eigenschaften auf eine wunderbar sympathische Art wider, die uns alle während des Gesprächs in den Bann zieht.

Selbstvertrauen erlangen, im Team auch stärkere Stürme und Winde bewältigen und individuell handeln sind Werte, die Annkathrin kleinen Seemännern weitergeben möchte.

Und „wenn es regnet, wird gebastelt, gespielt und geschrieben“, erklärt Annkathrin uns. Die Jungs selbst hatten die Idee mit Holzarbeiten Hinweisschilder für Bootsfahrten zu basteln. Es hat sogar einen Winterkurs auf Wunsch der angehenden „Seemänner“ gegeben, die diese eifrig mitgestaltet haben.

Neben den Schildern aus Holz sind auch Holzboote entstanden, die mit einem Motor ausgestattet wurden. Das Interesse war so groß, auch im Modell Boot zu fahren, die Kreativität und das Geschick noch größer, sodass mithilfe von Tutorials diese eigens kreierten und motorisierten Holzboote entwickelt wurden.

„Das Bootbauen hat auch eher Spaß gemacht“, empfindet Tobias oder Lukas den Unterricht als Bereicherung (wir müssen schmunzeln).

Unsere Blicke lenken auf das „Jenga-Spiel“, das ebenfalls im Schulungsraum steht. Bei diesem bekannten Holzspiel bauen alle Mitspieler einen Turm, der eine stabile Basis voraussetzt.

Sofort denken wir an die stabile Basis einer Bootsmannschaft und die Verbindung zum Geschicklichkeitsspiel, das sich irgendwie auch auf Lebenssituationen übertragen lässt. „Trockenübungen“ sind also auch spannend und sind manchmal schöne und sinnvolle Alternativen zum geliebten Bootfahren.

„Ich wachse mit den Kindern“, sagt Annkathrin bescheiden, aber auch berechtigterweise mit viel Stolz. Denn was zusammen mit ihren Kindern entstanden ist, verdient die Bezeichnung "heldenhaft".

Auch während wir nach den theoretischen „Logbuch-Einführungen“ von den Jungs auf das Boot begleitet werden, sind wir einfach nur begeistert von den Wasserhelden. Sie lassen uns alle mal ans Steuer und erklären uns geduldig, was wir beachten müssen.

„JoLuTo“ heißt übrigens das Jungs-Trio, das passenderweise alle Vornamen der Brüder vereint und gleichzeitig auch der Name des Familienbootes ist.

Die Bootstaufe für das neue Schulboot steht kurz bevor, erfahren wir an diesem Nachmittag und haben großen Spaß beim Miträtseln, wie das neue Boot heißen wird. Nach zahlreichen Tipps und Erläuterungen haben wir die Lösung. 

Es ist ein sonniger Freitag im August, nur Schäfchenwolken wandern über den Horizont und im beschaulichen Yachthafen am Dortmund-Ems-Kanal bzw. an der Ems (hier teilen sich die Wasserstraßen das Flussbett) ist es ein ganz besonderer Tag für die Wasserhelden.

Die Gründerin der kleinen Bootschule für Kinder hat ein eigenes Schulungsboot angeschafft, das heute getauft wird. In ihrer Rede blickt Annkathrin Held zurück auf die Anfänge vor drei Jahren. Emotional geprägt war die Zeit nach Corona sowieso und sich auf eine selbstständige Aufgabe einzulassen, bedeutete Veränderung,

Mut und Herz, beginnt sie ihre Rede. Doch auch Spontanität und Flexibilität sind ihr Erfolgsrezept und erforderlich, wie sie schnell gemerkt habe, als auf der ersten Bootstour die Natur am Ufer die Kinder begeisterte: Fische im Wasser, Pflanzen am Ufer, die Binnenschifffahrt und vieles mehr haben die Kinder sofort in ihren Bann gezogen und neben dem eigentlich Bootshandwerk sehr interessiert.

Auch Schulen sind durch die Sozialen Medien und den „Seemannsfunk“ sofort auf die kleine Bootsschule aufmerksam geworden, sodass heute bereits Kooperationen mit Grund- und weiterführenden Schulen bestehen, für die Annkathrin Held – passenderweise in der Schifferstadt Haren – vorbereitende Bootskurse anbietet.

Dafür dankt sie ihrer ganzen Bootsmannschaft für die Unterstützung, angefangen von ihren Ideengebern, ihren drei Jungs, den Zwillingen, Tobias und Lukas sowie Jonas und ihrem Mann, als Berater von Wasserhelden Emsland.

Herzlich dankend wendet sie sich auch an zahlreiche Mitwirkende, darunter die zertifizierte Schwimmlehrerin Melanie Fehrmann, die dieses Projekt als Freundin von Beginn an unterstützte und CW Boating Meppen mit  Benedict Wolter, der an ihre Idee glaubte und auch bei Gegenwind immer wusste, das Steuer richtig zu lenken.

Ein eigenes Boot mit einem bedeutenden Namen ist nach drei Jahren ein bisschen wie das goldene Abzeichen für Annkathrin bzw. Familie Held. Analog zu den klassischen Schwimmabzeichen Bronze, Silber und Gold ist übrigens auch die Kursabfolge ihres Angebotes aufgebaut.

Aber zurück zum Namen. Er wurde quasi von den Wasserhelden entwickelt und hat eine schöne Bedeutung: „Myla“ heißt das neue Schulungsboot, das die zukünftigen Wasserhelden über den Dortmund-Ems-Kanal und die Ems lenken.

Beim Recherchieren des Namens Myla deutet er auf slawische Wurzeln hin, wo „Mila“ auf jeden Fall viel mit Liebe verbunden wird.

In jedem Fall wird er immer mit positiven Assoziationen verknüpft und repräsentiert auch Eigenschaften wie Zuneigung und Stärke.

Dies Kindern zu vermitteln ist ein großes Anliegen, das die dreifache Mutter mit ihrem Angebot erreichen möchte und ihr in zahlreichen Fällen bereits gelungen ist.

Familie, Freunde, Besucher und Unterstützer beschließen einen wunderschönen Nachmittag im Yachthafen in Haren, nachdem „Myla“ noch abwechselnd mit vielen Kinder auf Testfahrten über den Dortmund-Ems-Kanal schippert.

Geschichten rund um den Dortmund-Ems-Kanal finden sich zahlreich. Das 125-jährige Jubiläum gewährt Einblicke in historische Ereignisse, liefert zahlreiche Anekdoten entlang des Kanals zwischen Salzbergen und Papenburg sowie erzählt moderne Erfolgsstorys an der Bundeswasserstraße.

Dazu gehört zum Beispiel die von Annkathrin Held und ihren Jungs – eine „Wasserhelden-Story“. Wie die Abzeichen des vorbereitenden Bootskurses selbst, ist auch die Entwicklung von „Wasserhelden Emsland“ eine Abfolge von Bronze, Silber und Gold.

Dessen Inhalte finden Wasserfreunde auf den Kanälen der Emsland Tourismus. Alle Informationen zu den drei Kursen bei den Wasserhelden Emsland in Haren (Ems) erhalten angehende Kapitäne auf der Seite www.wasserhelden-emsland.de.

Text: Emsland Tourismus
Fotos: Emsland Tourismus
Artikel für den Emsland-Kurier, veröffentlicht im September und Oktober 2024

Informationen zur Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal, die anlässlich des 100. Geburtstages vom Kanal im April 1999 eröffnet wurde, findet man auf www.dortmund-ems-kanal-route.de.