Knotenpunktfolge: 15-21-65-89-74-58-33-36-42-16-54-81-29-13-8-67-91-15
Die Radtour auf dem 44 km langen Rundkurs durch die Samtgemeinde Freren ist die perfekte Art und Weise, in der Natur zu entschleunigen. Sie führt vom Marktplatz in Freren, der kleinsten Stadt im Emsland, durch die umliegenden Dörfer. Die Geschichte und Geschichten vom Heuerlingswesen, in Nordwestdeutschland bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts verbreite Hand- und Spanndienste von landlosen „Heuerlingen“ für Bauern für eine Unterkunft und ein Stück Ackerland, finden sich links und rechts vom Fahrradlenker ebenso wieder wie die der „Tödden“. So bezeichnete man die reisenden Händler, sogenannte „Hollandgänger“, die ab dem 17. Jahrhundert durch das Land zogen, um Leinen, Kurz- und Eisenwaren „an den Mann“ zu bringen. Einige Abschnitte der „NaTour up Rad-Tour” überschneiden sich mit dem „Töddenland-Radweg“ . (Ein rund 120 km langer Rundkurs durch das historische „Töddenland“). Wer unterwegs mehr wissen möchte, kann sich anhand der Info-Tafeln mit dem markanten Logo des Radweges über die ehemaligen Wanderhändler informieren. Im Stadtzentrum von Freren erinnert das Jüdische Bethaus aus dem 19. Jahrhundert an das jüdische Leben im Emsland vor 1938 und ist heute ein Zentrum der Begegnung und Bildung. Nun geht es raus aus der Stadt und raus aufs Land! Die Blicke schweifen bei der Fahrt Richtung Andervenne über die Wiesen und Felder und auf die großen Hofstellen – teilweise existieren hier und da noch urige Heuerhäuser. Im Jahr 1904 errichteten die Eheleute August Leugers und Elisabeth Hülsmann am Ortsrand von Andervenne einen Mühlenbetrieb. Der alten Korn- und Sägemühle sieht man die traditionelle Familiengeschichte heutzutage nicht mehr an, denn das technische Kulturdenkmal wurde im Jahr 2020 in den Neubau des Kindergartens St. Andreas in Andervenne integriert. Knotenpunkt für Knotenpunkt geht es weiter übers Land. Der Hofladen von Familie Mithöfer lädt in Settrup zu einer kurzen Pause ein. Neben den Produkten aus der eigenen Schäferei gibt es weitere regionale Leckereien wie Wurst, Brot, Kräuter, Eingemachtes und Bier von der Landhaus-Brauerei Borchert aus Lünne. Das Gut Hange südöstlich von Freren wurde erstmals erwähnt im 13. Jahrhundert als Rittersitz des Otto von Hange. Das ehemalige Rittergut wurde auch als Wasserburg über die Jahrhunderte von verschiedenen Familien bewohnt. Nachdem im Jahr 1910 die Schwestern des Franziskanerordens aus Thuine das Haus übernahmen und dort im Jahr 1918 eine landwirtschaftliche Haushaltungsschule eröffneten, zog im Jahr 2015 mit der 5. Männerfazenda in Deutschland neues Leben ein. „Fazenda da Esperança“ ist Portugiesisch und bedeutet übersetzt „Hof der Hoffnung“. Bewirtschaftet werden diese Höfe von einer ordensähnlichen Gemeinschaft. Das alte, parkähnliche Areal von Gut Hange ist zugänglich. Sonntags können Ausflügler im Hofcafé einkehren. Mit ein bisschen Glück bemerkt man beim „Radeln nach Zahlen“ in der Bauernschaft Lohe südwestlich von Freren die Große Aa, einem vergleichsweise kleinen Nebenfluss der Ems, der parallel zur Radstrecke gen Beesten verläuft. Rund um Beesten wurden Flachs und Hanf angebaut, die Rohstoffe für das Haupt-Handelsprodukt der Tödden – dem Leinen. Mitte des 18. Jahrhunderts sorgten die Tödden in der bis dahin von Landwirtschaft dominierten Gemeinde für eine erste wirtschaftliche Blütezeit. Das liebevoll restaurierte Töddenhaus Urschen zeugt davon und ist einen kleinen Abstecher in Beesten wert. Es handelt sich um ein Fachwerkhaus der Kaufmannsfamilie Möller, genannt Urschen, dessen älteste Bauteile auf das Jahr 1512 zurückgehen. Heutzutage dient das denkmalgeschützte Gebäude als Gemeindebüro und als Heimathaus. Und wer sich „traut“, kann dort auch heiraten. Einige Fahrradknotenpunkte später trifft man in Thuine mit dem Kloster der „Thuiner Franziskanerinnen“ auf eine der bedeutendsten Klostergründungen im Emsland. Eine Führung durch das Klostergelände mit dem Mutterhaus des Ordens, der Christus-König-Kirche samt Anbetungskapelle und der Georgskapelle ist nach vorheriger Absprache möglich. Einen „Emsland-Rekord“ teilt sich Thuine mit dem benachbarten Dorf Langen: Der Windmühlenberg zwischen den beiden Orten ist mit 91 Metern die höchste Erhebung in der Region. Steigungsfrei geht es für die Radler weiter in das Waldgebiet nordöstlich von Thuine. Dort steht unweit des Radweges das bemerkenswerte Großsteingrab in der Kunkenvenne. Bemerkenswert deshalb, weil die Kammer des Megalithgrabes mit über 25 Metern Länge ein Riese unter den Grabkammern ist, und weil das Ganggrab von sehr seltenen zwei Steinkränzen gerahmt wird.