ICH SEHE: Sogenannte Mehlbeer Bäume am Hünenwanderweg.
Die hier vorhandenen Mehlbeer Bäume (meist Sorbus aria- echte Mehlbeere, zuweilen auch Sorbus intermedia- schwedische Mehlbeere) säumen seit der Nachkriegszeit so manche Wege in den sogenannten „Neulandgebieten“ des Naturpark Bourtanger Moor. Gemäß Vorgabe des Emslandplans wurde seit den 1950iger Jahren von der Emsland GmbH eine Landschaft aus landwirtschaftlichen Nutzflächen und Feldgehölzen gestaltet. Beschlossen wurde das größte Infrastrukturprojekt Europas im Jahr 1950 vom Bundestag, um die Armut im Emsland zu bekämpfen. Gesteuert wurde das Projekt ab 1951 durch die gegründete Emsland GmbH mit Sitz in Meppen. Sie setzte Bundes- und Landesmittel sowie Geld aus dem Marshallplan für Maßnahmen ein und legte die Flächen fest, die die Torfindustrie abzutorfen hatte. Im Anschluss rissen Firmen wie Ottomeyer mit dem Tiefpflug den Grund auf. Der Emslandplan sah neben den Kultivierungsarbeiten auch Infrastrukturmaßnahmen vor, wie den Wege- und Siedlungsbau.
Dabei wurden auch bisher kaum bekannte Gewächse wie die Mehlbeere angepflanzt. Sie ist verwandt mit der heimischen Vogelbeere (Sorbus aucuparia), die als Heckenpflanze im Emsland weit verbreitet ist. Vermutlich ist ein Mitarbeiter der Emsland GmbH damals auf die Mehlbeeren gestoßen, weil sie in Baumschulen ausreichend verfügbar war. Oder er hat die Vorteile dieser Baumart erkannt: Damals wurden die Früchte in der Schweinemast eingesetzt oder dienten als Futter für Kleinvieh. Die Ansprüche der Sorbus-Arten an den Boden sind gering und sie sind in der Lage auf nährstoffarmen und sauren Böden zu gedeihen. Meistens reagieren sie auf nährstoffreiche und humose Böden mit erhöhtem Wachstum, also damals ideal für die geplante Landschaft des Emslandes. Im Frühling blühen Mehlbeerbäume mit unzähligen luftig leichten duftenden cremeweißen Blüten und locken Insekten an. Im Herbst bilden sich ähnlich wie bei der verwandten Vogelbeere die orangeroten Beeren aus. Zu dieser Jahreszeit reifen seine Früchte und schmücken den Baum mit orangenen bis leuchtend rot gefärbten Früchten. Wenn sie ihr Aroma nach dem ersten Frost erlangen, stürzen sich die Vögel auf die Beeren und verbreiten ihre Samen. Sie sind für den rohen Verzehr für Menschen nicht geeignet. Durch das Erhitzen verschwindet aber die giftige Parasorbinsäure aus dem Fruchtfleisch (Quelle: NABU, Forstinfo). Im Vergleich zu anderen Sorbus-Arten wird die Mehlbeere nur sehr wenig weiterverarbeitet. Ihre Früchte sind fast geschmacklos, daher werden sie höchstens zur Gewinnung von Branntwein und Essig verwendet. Früher wurden die reifen und getrockneten Früchte dem Brotmehl beigemischt. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit der Name „Mehlbeere“.