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Bei dem 42 Kilometer langen Rundkurs im Nördlichen Emstal geht es im wahrsten Sinne des Wortes „sagenhaft“ zu. Wer oder was sind Aulken? So bezeichneten die Emsländer der Sage nach Zwerge, die in den Sanddünen an den Ufern der Ems lebten und meist nur nachts aus ihren Höhlen kamen, um den Bauern Gemüse, Korn und Milch zu stehlen. Man erkannte sie Schwarz gekleidet an den roten Zipfelmützen. Aulken sollen knapp anderthalb Fuß groß gewesen sein, konnten sich unsichtbar machen und kannten geheime Zauberkünste. Die fantastischen Wesen waren von Groß und Klein gefürchtet, weil sie den Menschen Streiche spielten und oft durch Lug und Trug Schaden brachten. Die Zwerge treten in Sagen aber auch als Nothelfer und reine Wohltäter auf – doch die Guttaten waren manchmal an Bedingungen geknüpft. Die Zwerge haben ihre emsländischen Wohnplätze vor langer Zeit verlassen. Es heißt, das Christentum habe sie verdrängt. Bevor die Tour „sagenhaft“ wird, startet die Radreise im Ortskern von Aschendorf unweit der römisch-katholischen Kirche St. Amandus. Archäologische Grabungen in der zum Teil über 1.000 Jahre alten Kirche haben u.a. fünf Vorgängerkirchen nachgewiesen. Weil das Gebäude in zwei Kirchenräume geteilt ist, besitzt St. Amandus zwei Orgeln. Das Kuriose: Die kleine Orgel befindet sich in der „großen Kirche“ und die große Orgel in der „kleinen Kirche“. Die Aulken-Route führt durch das Naturschutzgebiet „Emsauen zwischen Herbrum und Vellage“ über die Ems. Bis in den Rheder Ortskern folgen Radler einem Abschnitt der Emsland-Route, die unter anderem zur alten Pfarrkirche St. Nikolaus lenkt. Aufgrund der Größe und Ausstattung der Basilika wird sie von den Einheimischen auch „Rheder Dom“ genannt. Zwischen den Knotenpunkten 1 und 8 trifft man auf dem Platz in der Straße „Am Neumarkt“ auf das Denkmal von „Hellerbernd“. Seit 2015 erinnert die Statue an den 1878 in Borsum geborenen Bernhard Heller. Der Tischler, Bildhauer und plattdeutsche Dichter starb 1937 in Lathen. Die zahlreichen bildhauerischen Werke und Gedichte haben „Hellerbernd“ überlebt. Seine Plastiken und Reliefs spiegeln das Leben der Emsländer wider. Im Landwirtschaftsmuseum Rhede ist ihm eine Ausstellung gewidmet. Zwischen den Knotenpunkten 53 und 28 führt die Strecke durch die Borsumer Berge. In dem Gedicht (in plattdeutscher Sprache) „An'n Aulkenbarg“ schreibt Bernhard Heller über den Ort Aulkenberg, der in unmittelbarer Nähe seines Elternhauses lag. Hierzu heißt es in den Aufzeichnungen aus der Ortschronik von Borsum: „... Im westlichen Teil der Borsumer Berge liegt der Aulkenberg. Er ist als trigonometrischer Punkt in die Karte eingegangen und wird als solcher durch einen Stein mit den trigonometrischen Buchstaben gekennzeichnet. An seinem nördlichen Fuße, etwa in einem Abstande von ca. 50 m liegt die Aulkenpütte (Brunnen der Aulken). Sie ist eine natürliche Erscheinung, die wie jede Flußquelle vorhanden ist. … “ Haben Sie Lust auf das Nördliche Emstal aus der Vogelperspektive? Die Mitglieder des Segelflugvereins Aschendorf - Herbrum machen es möglich. Vom Segelflugplatz Alte Ems, der auf einem verlandeten Altarm der Ems liegt, aus hebt man im Flugzeugschlepp ab. Wem das zu aufregend ist, bleibt wenige Pedaltritte später im Herbrumer Naturgarten bodenständig und entspannt im Grünen. Der Heimatverein Herbrum kümmert sich um den Garten der ehemaligen Schulleiter-Dienstwohnung der alten Grundschule und legte eine Streuobstwiese, Staudenrabatten und einen Baumlehrpfad an. Mit Proviant decken Ausflügler sich im Hofladen auf dem Kürbishof Sprengel ein. Neben den eigenen Produkten des landwirtschaftlichen Familienbetriebes gibt es weitere regionale Leckereien von anderen Anbietern. Und Fahrradfahrern wird Kaffee und Tee zur Selbstbedienung angeboten. Angekommen in Papenburg, führt die Tour vorbei an der Brigg “Friederike von Papenburg”, einem von sechs Schiffen des Freilicht-Schiffahrts-Museums und dem Wahrzeichen von Deutschlands ältester und längster Fehnkolonie. Die Brigg liegt im Hauptkanal direkt vor dem Historischen Rathaus. Vorbei an Meyers Mühle und durch den Stadtpark führt die Aulken-Route zum Tunxdorfer Waldsee. In einer Broschüre des Heimatvereins Herbrum kann man u. a. erfahren: “Die Aulken in den Tunxdorfer Bergen In Tunxdorf vertrugen sich die Zwerge besser mit den Menschen. Letztere gingen bei Hochzeiten und Kindstaufen zu den Tunxdorfer Zwergen und liehen von den Aulken Kupfer- und Zinngerät. War die Feier vorbei, brachten sie das Geschirr zurück und legten ein Stück Fleisch oder eine Wurst in den Kessel, als Bezahlung für das Leihen der Geräte.“ So klingt der sagenhafte Radeltag vielleicht mit einem gemütlichen Essen in Aschendorf aus.