Emslandliebe – Gestern. Heute. Morgen.
Emslandliebe – Gestern. Heute. Morgen.
Das Themenjahr 2025 rund um das Jubiläum „75 Jahre Emslandplan“ ist eine Serie aus Erzählungen in Kooperation mit der Emsländischen Landschaft, der Emsland Tourismus GmbH und des Emsland-Kuriers.
Der sogenannte Emslandplan jährt sich in diesem Jahr zum 75. Mal. Die Emsländische
Landschaft würdigt dieses Jubiläum mit einem umfangreichen Programm, in dem
sich unterschiedliche Veranstaltungsformate abwechseln.
Benjamin van der Linde von der Fachstelle Regionalgeschichte befasste sich als promovierter Historiker intensiv mit der Geschichte des Emslands und den Auswirkungen
des Emslandplans.
Redet man vom Emslandplan, so ist auch wichtig zu wissen, dass die Maßnahmen nicht nur den 1977 gegründeten heutigen Landkreis Emsland betrafen, sondern die damals
noch separaten emsländischen Landkreise Aschendorf-Hümmling, Meppen, Lingen und die Grafschaft Bentheim sowie auch Teile der angrenzenden Landkreise Leer, Cloppenburg, Vechta und Bersenbrück.
Beim Begriff Emslandplan wird häufig nur an die Moorkultivierung gedacht, so van der Linde. Dabei umfasste die mit 2,1 Milliarden DM gigantische Maßnahme so vieles mehr. Der Emslandplan hatte eine Laufzeit von 1950 bis 1989. Zur Umsetzung war 1951 die Emsland GmbH gegründet worden; nicht zu verwechseln mit der heutigen Emsland GmbH, die sich als eigenständige Organisation innerhalb des Landkreises als „Partner für Existenzgründende und Unternehmen im Emsland“ versteht.
Von der ursprünglichen Emsland GmbH, die 1989 aufgelöst wurde, ist lediglich der Name übriggeblieben. Dies ist dem ehemaligen Landrat Hermann Bröring zu verdanken, der den Namen nicht verloren geben wollte.
Absatz 3 Emslandplan
In den 1950er bis 60er-Jahren sind es vor allem die „handfesten“ Dinge gewesen, die von der Emsland GmbH angestoßen wurden, so van der Linde. Das waren eben die Wasserwirtschaft durch Trockenlegen der Moore, die Elektrifizierung der Dörfer, die Flurbereinigung, also die Zusammenlegung kleiner landwirtschaftlicher Flächen, der Straßenbau etc.
Ab den 1970er-Jahren wurde verstärkt Industrie angesiedelt. Als Beispiele nennt der Historiker UPM Nordland Papier mit Sitz in Dörpen oder das erste Kernkraftwerk in Lingen. „Schon damals hatten die Geschäftsführer der Emsland GmbH einen Blick dafür, dass sich das Emsland vernetzen sollte“, erläutert van der Linde. Gemeint ist damit auch, dass der Landkreis, einst innerhalb der Bundesrepublik in Randlage, seit den Anfängen der Europäischen Union aber im Grunde mitten in Europa liegt.
Neben den historischen Fakten, baulichen Maßnahmen und Eingriffen in die Natur stelle sich der Emsländische Heimatbund vor allem auch der Frage, was all das mit den Menschen gemacht hat. „Wie haben sich die Dörfer entwickelt? Wie wirkte sich das aus, wenn alte Höfe mitten im Dorf abgerissen wurden und außerhalb neu aufgebaut wurden?“ – Über solche und ähnliche Themen möchte der Heimatbund mit den Menschen in der Region ins Gespräch kommen. Angesprochen sind vor allem die Heimatvereine, aber auch interessierte Einwohner.
Benjamin van der Linde bietet den einzelnen Heimatvereinen dazu ein Workshopformat an. Die Teilnehmer sind dazu aufgerufen, alte Fotos, Dokumente, Erinnerungsstücke usw. beizutragen. „In den jeweiligen Dörfern können dann beispielsweise Rundgänge zum Emslandplan entstehen“, meint der Historiker, der das Ziel hat, Wahrnehmung für das Thema zu schaffen.
Ein umfangreiches Rahmenprogramm lädt dazu ein, sich mit dem Emslandplan und seinen bis heute nachwirkenden Maßnahmen zu befassen. Die Wanderausstellung „Dr. Elisabeth Schlicht und der Emslandplan“ wird durch den gesamten Landkreis gereicht, um das Wirken der ersten Geschäftsführerin des 1953 neugegründeten Emsländischen Heimatvereins möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen.
Parallel wird ab Mitte April das Buch „75 Jahre Emslandplan - Einblicke in die Geschichte der Emslanderschließung anhand von 75 Objekten und Dokumenten“ erscheinen.
„Auch wenn der Emslandplan abgeschlossen ist, so geht doch die Erschließung des Landkreises weiter“, meint van der Linde mit Blick auf Herausforderungen in der Landwirtschaft, die Notwendigkeit von Zuwanderung, die Wiedervernässung der Moore etc.
Heimatvereine, die Interesse an einem Workshop haben, können sich bei der Geschäftsstelle des Emsländischen Heimatbunds in Meppen melden unter Tel. 05931 496420 bzw. per E-Mail an info@ehb-emsland.de.
Das Veranstaltungsprogramm zum Jubiläum beginnt am 5. Mai 2025 und wird in Bälde veröffentlicht.
Geschichten gesucht rund um den Emslandplan
Am 5. Mai 1950 beschloss der Bundestag in Bonn einstimmig den Antrag zur „Erschließung der Ödländereien des Emslandes“. Der sogenannte Emslandplan sollte damals die Region für Landwirtschaft, Industrie und Flüchtlinge erschließen. Die finanziellen Mittel für das gigantische Infrastrukturprogramm sollten aus dem Bundeshaushalt kommen. Dank des Marshallplans, einem Abkommen zwischen den USA und Europa über wirtschaftliche Wiederaufbauhilfen und Fördermittel nach Kriegsende, konnte das Vorhaben durchgeführt werden. Heute, 75 Jahre nach dem weitsichtigen Beschluss, kann von einer wahren Erfolgsgeschichte gesprochen werden. Doch bis es soweit war, wurde einiges angepackt. Das Ödland wurde kultiviert, eine großflächige Flurbereinigung fand statt, das Verkehrswesen wurde aufgebaut und nicht zuletzt auch die Region ans Stromnetz angeschlossen. Viele Emsländer erlebten die Arbeiten rund um den Emslandplan. Kaum verwunderlich, waren doch sämtliche Bereiche des Lebens betroffen wie etwa Landwirtschaft, Kultur und Verkehr und das im Grunde über die gesamten Jahrzehnte bis zum heutigen Tage.
Wir möchten den Emslandplan feiern, und zwar mit Ihren Geschichten! Denn heute ist das Emsland eine prosperierende Boom-Region, hat vieles zu bieten. Hier trifft Industrie auf moderne Landwirtschaft, Tourismus auf vielfältige Kulturangebote. All das ist zurückzuführen auf das einstige Konzept. Erzählen Sie uns deshalb von Ihren Erlebnissen rund um das größte Wiederaufbauprogramm der Nachkriegszeit.
In einer Serie unter dem Motto „Emslandliebe – Gestern. Heute. Morgen.“ möchte der EL-Kurier in Kooperation mit der Emsländischen Landschaft und der Emsland Tourismus GmbH aufzeigen, dass der Emslandplan weit mehr ist als Ottomeyerpflüge und Moorkultivierung. Ob Liebesgeschichten, die ersten Feierlichkeiten in den neu gegründeten Orten, so manche Anekdote aus den vergangenen Jahrzehnten oder heutige positive Effekte des einstigen Planes, berichten Sie gern von Ihren Erlebnissen! Zu erreichen sind wir unter Tel. 05931940148 oder per E-Mail an meppen@el-kurier.de.
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