Heimatverein Kirchspiel Emsbüren: Tradition bewahren und Zusammenhalt stärken
Viele ehrenamtlich „helfenden Hände“ vom Heimatverein Kirchspiel Emsbüren packen engagiert an und leisten ihren Beitrag für das Freiluftmuseum auf dem sagenumwobenen Berg.
Am 1. April 1968 wurde auf Initiative von Pastor Hubertus Meyer zu Schlochtern der Heimatverein Kirchspiel Emsbüren gegründet. „Ihm war es immens wichtig, das Kirchspiel und den Heimatverein miteinander zu verknüpfen.“ betont Ewald Sils, der aktuelle Vorsitzende, und er fährt fort „Die Gesellschaft hatte sich in den 68er Jahren verändert und es galt, das Dorf Emsbüren mit den Bauernschaften zu verbinden, um zukünftig den Zusammenhalt zu gewährleisten.“.
Mit den Stichworten „Heimat“ und „Kirchspiel“ überzeugte der Pastor. Und so sind beispielsweise die Ortsbürgermeister auch 50 Jahre später kooptierte Mitglieder des Vorstandes.
Der Heimatverein Kirchspiel Emsbüren war der erste Heimatverein in der Gemeinde. Die derzeit rund 360 Mitglieder werden von neun Vorstandsmitgliedern angeführt.
Der Verein hat sich die Bewahrung alter Sitten sowie alten Brauchtums und die Erhaltung alter Gebäude zum Ziel gesetzt. „Altes bewahren und Neuem gegenüber offen sein.“ Das sei das Motto, nachdem die Mitglieder in den unterschiedlichen Gruppen agieren, erklärt Maria Theissing.
Und mit einem Augenzwinkern fügt die Schatzmeisterin hinzu: „Mit nur einem Euro im Monat sind Sie dabei!“. Ein für Jedermann erschwinglicher Beitrag, um am Vereinsleben in Emsbüren teilzuhaben.
Die Gruppen ergaben sich zum Teil durch die Gebäude, die nach dem Haupthaus vom früheren Hof Polle von verschiedenen Höfen in der Umgebung von Emsbüren abgetragen und seit 1973 auf dem Areal neu aufgebaut wurden.
Neben der Scheune ist das Backhaus aus dem Jahr 1743 vom Hof Rätker aus Wettrup zu nennen. Die Back-Gruppe feuert seit 1990 an bestimmten Backtagen (Termine über VVV Emsbüren) den Ofen an und bietet Brote und Butterkuchen zum Kauf an.
Durch einen Blitzeinschlag im Juli 2025 brannte das erst im April sanierte Dach des Backhauses ab. Durch die schnelle Alarmierung der Feuerwehr konnten die Flammen zügig gelöscht und ein Übergreifen des Feuers auf die anderen historischen Gebäude verhindert werden.
Der Vereinsvorstand rechnet damit, dass mit Beginn der Museumssaison 2026 der Duft von frischgebackenem Brot wieder über den Heimathof strömt.
Der Schafstall stand früher auf dem Hof Hofschulte in Drievorden und vom Hof Schulte Richtering in Mehringen stammt die Wagenremise. In dem früheren Heuerhaus vom Hof Ginten in Messingen befindet sich der Versammlungs- und Archivraum des Heimatvereins.
Dort hängt unter anderem die Urkunde vom Ehrenamtspreis 2012 der Gemeinde für das große Engagement seit der Gründung, wenn es um Geschichte, Bräuche und Traditionen geht, auf den die Vereinsmitglieder sehr stolz sind.
Das ursprünglich als Scheune genutzte Gebäude vom Hof Knue-Beestermöller aus Polle wurde 1979 an heutiger Stelle errichtet. Seit 2003 befindet sich in dem Fachwerkhaus die vollständig erhaltene Schmiede von Anton Overberg, der seine Schmiede im Jahr 1923 gründete.
Das Schmiede-Team trifft sich dort regelmäßig und fertigt zum Beispiel Bänke für die Ortsteile und Rosenbögen oder repariert Kunstwerke. Besuchergruppen sind willkommen, um das Interesse an dem alten Handwerk wachzuhalten.
Besonders emotional für alle Beteiligten ist das inzwischen traditionelle „Kreuze schmieden“, bei dem die Väter oder Mütter den Erstkommunionkindern in der Schmiede unter Anleitung ein Kreuz für ihr Kind fertigen.
Das „Ausdengeln des alten Jahres“ ist ein besonderes Erlebnis, wenn das Schmiede-Team am Silvestertag mit der Hitze des Schmiedefeuers, Muskelkraft und einigen Tropfen Wasser auf dem Amboss einen wahren Funkenregen erzeugt und das alte Jahr mit lautem Knallen verabschiedet.
Danach können sich die Besucher mit Heißgetränken und frisch gebackenem Butterkuchen im Heimathaus stärken. Das Event erfreut sich vor allem bei Familien mit Kindern großer Beliebtheit.
Der kleine Bauerngarten wurde vor einigen Jahren in ein insektenfreundliches Stauden- und Blütenparadies verwandelt.
Seit diesem Sommer gibt es dort einen „Käfermeiler“ – eine Kinderstube für Hirsch- und Nashornkäfer. Die NAJU-Kindergruppe Emsbüren (NAJU: Naturschutzjugend im Naturschutzbund) hat den neuen Lebensraum mit Unterstützung der Garten-Gruppe und der fachkundigen Begleitung des NABU Emsland angelegt.
Der Vorstand des Heimatvereins plant, das Thema rund um Bienen und Honig auf dem Heimathof verstärkt zu thematisieren, und in Zukunft auch Workshops mit einem Imker anzubieten.
Das neueste Projekt des Vereins steht einen Kilometer entfernt vom Heimathof: Enkings Mühle.
Der Eigentümer Günter Enking hat mit dem Heimatverein eine Nutzungsvereinbarung über einen Zeitraum von 25 Jahren geschlossen.
Die Mühle wird zunächst aufwendig saniert und bleibt durch das ehrenamtliche Engagement als Teil der Emsbürener Geschichte erhalten.
Die Gruppe „Familienforschung“ trifft sich seit 2009 in der Alten Amtsvogtei, um in der „Geschichtswerkstatt“ der Vergangenheit anhand von Fotos, Urkunden bis hin zu Totenzetteln nachzuspüren. Ehrenamtliche unterstützen auf Anfrage bei der Ahnenforschung und freuen sich immer wieder aufs Neue, wenn Gäste aus dem Ausland nach Emsbüren anreisen, um den Spuren von früheren Familienangehörigen zu folgen.
Gesellig geht es in Emsbüren zu, wenn der Heimatverein zu den alljährlichen Veranstaltungen einlädt.
Dazu gehören u. a. das traditionelle „Moosetten“ (Grünkohlessen) am 6. Januar, der Walpurgismarkt am letzten Sonntag im April, der „Tag des offenen Denkmals“ am zweiten Sonntag im September, der Adventsmarkt am ersten Adventswochenende und das „Ausdengeln“ am Silvestertag.
Das „Schauspiel unterm Himmel“ vom Theaterensemble Emsbüren findet in den Sommermonaten immer auf dem Heimathof statt.
Zu guter Letzt sei das Kräuterhaus am Heilkräutergarten erwähnt. Es stammt aus dem Jahr 1751 vom Hof der Familie Hermeling in Drievorden und wurde ursprünglich als Feldscheune genutzt. Seit der Eröffnung des Gartens in 2002 dient es an neuer Stelle als Seminar- und Schulungsraum.
Das Garten-Team kümmert sich um die 200 Heilpflanzen, die nach Krankheitsgebieten auf die vielen Beete des 2.000 qm großen Areals verteilt wurden. Die Sandsteinskulptur des Emsbürener Künstlers Hermann Bünker, die den Äskulapstab als Zeichen für die Heilkunde symbolisiert, bildet den Mittelpunkt des Heilkräutergartens.
Die NAJU-Kindergruppe kümmert sich neuerdings um den hinteren Teil des Gartens. Sichtbar wird das für die Besucher auch durch kreative Vogelhäuschen, diverse Insektenhotels und Spiele aus Naturmaterialien.
Emslandliebe – Gestern. Heute. Morgen.
Das Themenjahr 2025 rund um das Jubiläum „75 Jahre Emslandplan“ ist eine Serie aus Erzählungen in Kooperation mit der Emsländischen Landschaft, der Emsland Tourismus GmbH und des Emsland-Kuriers.
Freiluftmuseum auf dem Galgenberg
Das Freiluftmuseum auf dem „Galgenberg“ (Ludgeristraße 2, 48488 Emsbüren) kann auf eigene Faust erkundet werden.
Der Heilkräutergarten ist von Mai bis Oktober täglich zwischen 9 und 18 Uhr geöffnet.
Angeboten werden: Führungen auf dem Heimathof samt Heilkräutergarten. Für Gruppen ab 20 Personen wird auf Anfrage auch im Backhaus gebacken.
Weitere Informationen, Tipps und Termine: www.heimatverein-emsbueren.de
Anfragen und Buchungen beim VVV Emsbüren (Tel. 05903 935758)