36. Handruper Forum beleuchtet die Zukunft des ländlichen Raums
Der ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen wollte eigentlich unter der Überschrift „Der Systemsprenger“ – Wie Donald Trump die Welt herausfordert“ mit den Emsländern ins Gespräch kommen, musste das jedoch „aufgrund der weiterhin in Teilen bedenklichen weltpolitischen Entwicklungen“ zweimal verschieben, wie es in einem Informationsschreiben der Schule heißt.
Im Namen des Ehemaligenvereins Alumni Handrup sowie der Stiftung Handrup Plus begrüßte Paul Wöste, der das 36. Forum organisiert hatte, die Gäste.
Mit der Thematik „Zur Zukunft des ländlichen Raumes – worauf wir uns einstellen müssen!“ habe man den für das nächste Jahr geplanten Inhalt vorgezogen.
Dank der spontanen Bereitschaft der drei Podiumsgäste und des Moderators sei dies auch möglich gewesen.
Moderiert von Ludger Abeln, Vorstandsvorsitzender der Caritas Gemeinschaftsstiftung Osnabrück, ließen der Generalvikar des Bistums Osnabrück Ulrich Beckwermert, der emsländische Landrat Marc-André Burgdorf sowie der Lingener Unternehmer Andreas Mainka die Gäste an ihren Gedanken zur Zukunft des ländlichen Raums teilhaben.
Zu Beginn des Abends wollte Ludger Abeln wissen, wie verbandelt die Podiumsgäste eigentlich mit dem ländlichen Raum seien. Früher hätten Landbewohner als tendenziell hinterwäldlerisch und wohlbehütet aufgewachsen gegolten.
Der Landrat wollte jedoch zunächst klarstellen, dass es den einen ländlichen Raum nicht gebe. Während es im Osten von Niedersachsen durchaus Landflucht zu verzeichnen gebe, handele es sich beim Emsland um eine prosperierende Region. Dass dies allerdings nicht immer so gewesen sei – Marc-André Burgdorf wies auf den Emslandplan hin, der für das einstige Armenhaus Deutschlands entwickelt worden sei – sollte jedoch nicht vergessen werden. „Die Emsländer haben dadurch gelernt zusammenzuhalten“, so seine Ansicht.
Andreas Mainka, der nach eigener Aussage erst nach langjähriger Abwesenheit seine Heimat Emsland so richtig zu schätzen gelernt habe, bekannte, dass er „mit Leib und Seele Emskopp“ sei, sich aber mit dem Motto des heutigen Abends etwas schwertue:
„Sind wir hier auf der Insel der Glückseligen? Einen Rechtsanspruch darauf haben wir jedenfalls nicht“, unterstrich er mehrfach. Die zweifelsohne hohe Lebensqualität im Landkreis müsse gewahrt bleiben. Die deutschland- und weltweiten Krisen beträfen in letzter Konsequenz auch das Emsland.
Generalvikar Ulrich Beckwermert habe den Eindruck, dass „die emsländische Gesellschaft aus kirchlicher Tradition zusammenhält“. Während man anderswo von aussterbenden Innenstädten und strukturschwachen Regionen spreche, so rede man hier von lebendigen Ortskernen und einer Kompetenzregion.
Der Unternehmer Andreas Mainka bestätigte den guten Zusammenhalt und das Hinschauen im Emsland. Sein großer Kummer sei jedoch, dass sich die Einstellung der Menschen ändere. Er mache sich Sorgen, dass der Biss, das Sich-richtig-Dahinterklemmen abflachen könnten. Landrat Burgdorf findet, die emsländische Gesellschaft sei noch geprägt von Engagement, aber auch er räumte ein, dass dies nicht gottgegeben sei, ebenso wenig wie der Wohlstand.
„Haben wir noch Fachkräfte- oder schon Arbeitermangel?“, lautete die Frage von Ludger Abeln. Knallharte Zahlen hatte Andreas Mainka dazu als Antwort: Bis 2037 würde die deutsche Wirtschaft mit dem Verlust von 7,5 Millionen Arbeitskräften umgehen müssen. „Wir brauchen die Arbeitsimmigration, sonst schaffen wir das Gleiche nicht mehr“, warnte er. Auch forderte er mehr Offenheit gegenüber neuen Entwicklungen, die beispielsweise durch die Digitalisierung möglich seien.
Einen breiten Raum nahm auch die Frage ein, wie es der Kirche angesichts sinkender Kirchensteuereinnahmen ergehe. Ulrich Beckwermert sah die Zukunft der Kirche nicht so negativ, wie allgemein gesprochen würde. „Ja, wir unterhalten allein im Emsland 180 Einrichtungen der Caritas. Dazu gibt es 21 Stiftungsschulen und 240 Kindertagesstätten, bei denen wir Verantwortung für die Mitarbeiter und Gebäude tragen. Aber wir erreichen dadurch auch immer noch jede Menge Menschen“, hob der Generalvikar hervor.
Im Laufe des Abends wurden noch weitere Fragen diskutiert. Einig waren sich alle drei Podiumsgäste, dass das Engagement der Menschen im Emsland hoch anzurechnen sei und die Gesellschaft in weiten Teilen positiv präge.
Emslandliebe – Gestern. Heute. Morgen.
Das Themenjahr 2025 rund um das Jubiläum „75 Jahre Emslandplan“ ist eine Serie aus Erzählungen in Kooperation mit der Emsländischen Landschaft, der Emsland Tourismus GmbH und des Emsland-Kuriers.






