Win-Win für Landwirtschaft, Ökologie und Tourismus

Flurbereinigung im Emsland

Flurbereinigung im Emsland

Wie das Amt für regionale Landesentwicklung mehr als 176 Beteiligte und rund 1.000 Hektar unter einen Hut bekommt


Flurbereinigung, das war ein entscheidendes Instrument, das während des Emslandplans eingesetzt wurde, zunächst durch das Kulturamt, später durch das Amt für regionale Landesentwicklung. Das Kulturamt war das Vorgängeramt des Amts für regionale Landesentwicklung und zählte zu den Initiatoren des Emslandplans.


„Die Aufgabe damals war, landwirtschaftliche Betriebe in einem sogenannten Siedlungsverfahren umzusiedeln“, sagt Johannes Griesen, Leiter des Dezernats 4, Flurbereinigung (wir berichteten).


„Vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren Wesuwermoor“ – was in Behördendeutsch ausgedrückt wird, umfasst eine Vielzahl von Vorbereitungen, Maßnahmen, Interessen, Zielen und vor allem Menschen, die alle an einen Tisch gebracht werden müssen. 

Ein Gebiet innerhalb der Harener Ortschaft Wesuwe, das knapp 1.000 Hektar beträgt, westlich der Autobahn, in erster Linie landwirtschaftlich genutzt, sollte optimiert werden, sodass landwirtschaftliche Zwecke, Naturschutzanliegen und touristische Attraktivität gleichermaßen berücksichtigt werden. „Flurbereinigung hat sich grundsätzlich geändert. Die Maßnahmen werden stets von ökologischen Überlegungen flankiert“, unterstreicht Johannes Griesen.


Das Gebiet Wesuwer Moor, für das eben gerade der Ausschlusstermin stattgefunden hat (mehr dazu später), hat eine solche moderne Flurbereinigung erfahren. Die Interessen von 176 Beteiligten mussten dazu unter einen Hut gebracht werden.

Dabei sei das „vereinfachte Flurbereinigungsverfahren Wesuwermoor“ kein außergewöhnliches Projekt, wie Marco Eilers betont. Der Projektleiter weiß aber dennoch zu berichten, dass viele Gespräche, „auch oft am Küchentisch“, zu führen sind. „Wir müssen viel Überzeugungsarbeit leisten, aber meistens ist das Ergebnis eine Win-Win-Situation für alle“, sind sich die Mitarbeiter des Dezernats 4 einig.



 



Bei der knapp 1.000 Hektar großen Fläche im Bereich Wesuwer Moor ging es zunächst um die Ertüchtigung landwirtschaftlicher Wege. Diese waren in der Gegend naturgemäß zum Teil morastig.

Da in der modernen Landwirtschaft andere Gewichte auf die Straße gebracht werden als vor Jahrzehnten, ist es notwendig, diese zu befestigen. Das kann durch geteerte Wegdecken wie auch durch geschotterte Straßen geschehen. In dieser Hinsicht ist in dem Gebiet einiges geschehen.

Dass dieserart befestigte Straßen auch attraktiv für Radfahrer sind, haben die Anlieger bereits erfahren. „Sie erzählen uns, dass nun viel mehr Radtouristen unterwegs sind“, berichtet Johannes Griesen erfreut. 

Innerhalb des Flurstücks liegt auch die Imme Bourtanger Moor. Dort hat das Deutsch-Niederländische Bienenzentrum seine Heimat. Der Verein hat dort Gebäude in Wabenform errichtet und bietet mit Schulungen, Vorträgen und Ausstellungen alles Wissenswerte rund um die Imkerei und ist sicherlich auch ein Ziel für Ausflügler. 

Rund zehn Jahre dauert so ein Verfahren, bis sämtliche Interessen berücksichtigt und es zum Vorteil aller durchgeführt werden kann. „Landwirte, Ortsansässige, die Gemeinde, die Untere Naturschutzbehörde, alle werden zu einem runden Tisch eingeladen“, erklärt Marco Eilers. Freilich zählen Ortsbegehungen für das Team des Dezernats 4 dazu. „Gummistiefel liegen im Auto“, sagt der Projektleiter schmunzelnd.
 
Um optimale Ergebnisse zu erzielen, werden Flächen zusammengelegt oder getauscht. Dabei ist nicht allein die Größe der jeweiligen Grundstücke entscheidend. Nach einem Punktekatalog wird nach der Wertigkeit geschaut: Ein Grundstück, das oft überschwemmt wird, ist z. B. weniger wert als eines, das ganzjährig bewirtschaftet werden kann, eignet sich aber womöglich als extensives Grünland. 

Ganz entscheidend sind die Ausgleichsmaßnahmen, die bei den Flurbereinigungsverfahren vorgenommen werden müssen. „Die Zeiten, in denen Flurbereinigung schnurgerade Bäche bedeuteten, sind vorbei“, unterstreicht Johannes Griesen. Vielmehr müssten Gewässerrandstreifen angelegt werden, und dort, wo beispielsweise durch Straßenbau Flächen versiegelt werden, an anderer Stelle Baumreihen gepflanzt werden o. ä.

Dazu gebe es noch die Möglichkeit, freiwillige Gestaltungsmaßnahmen durchzuführen. „Dazu kaufen Landkreis, Moorverwaltung oder die Naturschutzbehörde ökologisch wertvolle Flächen auf“, so der Dezernatsleiter. So manches Mal sei es für beide Seiten von Vorteil, wenn landwirtschaftliche und ökologisch nutzbare Flächen getauscht würden.

„Die Kernaufgabe unseres Amtes ist das Flächenmanagement“ hebt Johannes Griesen hervor. Das habe sich aus dem Emslandplan entwickelt.
Ziel von Flurbereinigungsverfahren sei, dass die Eigentümer mindestens wertgleich oder sogar besser abschneiden als vorher. „Je öfter man spricht, desto bessere Lösungen werden am Ende gefunden“, findet Marco Eilers.
 
„Insgesamt wurden 3,48 Mio. Euro in den Wegebau der Flurbereinigung Wesuwermoor investiert. Das Land Niedersachsen sieht für die Ausführungskosten in der Flurbereinigung eine Förderung von 75 Prozent vor. Die Fördergelder werden von der EU, dem Bund und dem Land Niedersachsen bereitgestellt. Die verbleibenden 25 Prozent teilen sich in der Regel die Gemeinden und die Flächeneigentümer“, so heißt es in einer Pressemitteilung. 

„Wenn jemand etwas gegen diese Ehe einzuwenden hat, soll er jetzt sprechen oder für immer schweigen“ – so ist in Filmen über Eheschließungen oft zu hören.

Der sogenannte Ausschlusstermin funktioniert so ähnlich: Zum Abschluss des Vereinfachten Flurbereinigungsverfahrens findet ein solcher Termin statt. Dort kann, wer nicht einverstanden ist, Widerspruch einlegen. Danach – deshalb Ausschluss – ist Widerspruch ausgeschlossen. 


Emslandliebe – Gestern. Heute. Morgen.

Das Themenjahr 2025 rund um das Jubiläum „75 Jahre Emslandplan“ ist eine Serie aus Erzählungen in Kooperation mit der Emsländischen Landschaft, der Emsland Tourismus GmbH und des Emsland-Kuriers. 

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Christiane Adam
07. Dezember 2025
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