Emsland feiert Doppeljubiläum

725 Jahre Name und 75 Jahre Emslandplan – Ursprung eines alten Namens

725 Jahre Name und 75 Jahre Emslandplan – Ursprung eines alten Namens

Vom 17. September 1300 datiert nämlich eine Urkunde, in der der münsterische Drost (Verwalter) Everhard Svenke der Stadt Osnabrück mitteilt, dass er allen ihren Bürgern im Auftrag seines Herrn, des Fürstbischofs von Münster, zum bevorstehenden Markt in Meppen freies Geleit gewährt. Svenke wird in diesem Geleitbrief als „dapifer totius Emeslandie“ betitelt, also als Drost des ganzen Emslandes. Das ist die früheste Nennung der Gebietsbezeichnung Emsland.

Heute verstehen wir unter dem Emsland zunächst einmal die politische Einheit, den gleichnamigen Landkreis, der 1977 aus den Altkreisen Aschendorf-Hümmling, Lingen und Meppen zusammengeschlossen wurde. Der Emsländische Heimatbund und die Emsländische Landschaft fassen unter Emsland neben dem Landkreis auch noch die Grafschaft Bentheim. Das ist der Zuschnitt des „Hannoverschen Emslands“. Dieser Begriff bildete sich, nachdem 1815 das Königreich Hannover gegründet worden war – und zwar zur Unterscheidung vom westfälischen Emsland. Denn die Ems entspringt ja im ostwestfälischen Sennegebiet und durchfließt dann zunächst das Münsterland, bevor sie die heutige Landesgrenze zu Niedersachsen „überfließt“.

Wenn man allerdings vor 1815 vom Emsland sprach, so war von dem fürstbischöflich-münsterischen Amtsbezirk die Rede, der sich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (nach 1252) auszubilden begann. Zu diesem Amt im sogenannten Niederstift Münster (im Unterschied zum Oberstift, dem heutigen Münsterland) gehörte das Gebiet um die Städte Meppen und Haselünne sowie das nördliche Emsland mit dem Hümmling.

Doch schon vor dem Jahr 1300 war die Ems namengebend. Der Flussname selbst wird bereits im 1. Jahrhundert nach  Christus bei mehreren antiken Geschichtsschreibern in den Formen Amasia, Amissis, Amisis oder Amisia erwähnt. Und ebenfalls in der Antike kannte der römische Historiker Publius Cornelius Tacitus (* um 58, † um 120) die germanische Bevölkerungsgruppe der Ampsivarii, deren Name nichts anderes als „Emsanwohner“ meint. Der zweite Teil -varii, die latinisierte Variante für germanisch *warjôz, die man mit „Bewohner“ übersetzen kann, gehört zum Verb (be)-wahren, das früher „hüten, beschützen, bewohnen„ bedeutet hat.

Und auch noch im frühen Mittelalter ist die Ems raumprägend gewesen, denn sie steht Pate für den in Friesland anzusiedelnden Landschaftsnamen Emisgo, Emisga, der erstmals sicher für die Mitte des 9. Jahrhunderts in der ältesten Lebensbeschreibung des heiligen Liudger, des ersten münsterischen Bischofs, belegt ist. Auch in dem um 890 angelegten Urbar (Abgabenverzeichnis) des Klosters Werden bei Essen wird eine Landschaft Emisgoa genannt, in der ein Ort namens Redan lag. Dieser wird mit Rhede an der Ems identifiziert.

 Der Regionalforscher Hermann Osthoff vertritt hingegen die Ansicht, dass damit vielmehr der im Dollart untergegangene Ort Reide gemeint gewesen sei. In einem späteren Werdener Register (10./11. Jahrhundert) werden dann unter der Verwaltungseinheit Emisgoa zahlreiche Orte in der niederländischen Provinz Groningen aufgeführt. Der zweite Teil des Landschaftsnamens – goa, go, ga – bedeutet eigentlich nur neutral „Landstrich, Landschaft, Gegend“. Mit diesem alten Raumnamen steht darüber hinaus das ostfriesische Emsigerland in Verbindung, dessen Benennung sich aus der Personengruppenbezeichnung der „Emisgoer“, also der Bewohner des Emisgoa, herleitet.

Alle diese Gebiete lagen demzufolge im friesischen Bereich. Noch 1224 ist vom alten Emesgonia die Rede. 1252 erwarb schließlich der Bischof von Münster große Teile dieser Region und südlich davon. Er musste die neuen Besitzungen nun in seinen Herrschaftsbereich integrieren. Das Ergebnis: Im Jahr 1300, also vor 725 Jahren, tritt eine neue politische Einheit in Erscheinung, die auch neu benannt wird: das Emsland.

Emslandliebe – Gestern. Heute. Morgen.
Das Themenjahr 2025 rund um das Jubiläum „75 Jahre Emslandplan“ ist eine Serie aus Erzählungen in Kooperation mit der Emsländischen Landschaft, der Emsland Tourismus GmbH und des Emsland-Kuriers. 

14. September 2025