Wie Langen aus einem alten Industrie-Gebäude einen Treffpunkt für die ganze Gemeinde machte
Der Weg zur Kreativwerkstatt begann mit einem Problem, das viele kleine Orte kennen: Das Dorfleben schwand. Wie Christoph Pipping, der Vorsitzende des Vereins, erzählt, gab es früher in Langen sieben Kneipen, die als Orte des Zusammenkommens dienten. Nach und nach verschwanden sie, und mit ihnen auch ein zentraler Treffpunkt für Jung und Alt. „Es gab keinen richtigen Anlaufpunkt mehr“, erinnert sich Pipping. Die Idee für einen neuen Ort entstand aus dem Wunsch, diese Lücke zu füllen.
Die Lösung fand sich in einem Gebäude, das schon lange ungenutzt in der Mitte des Dorfes stand: die ehemalige Raiffeisen-Warengenossenschaft. Die Dorfgemeinschaft, die zu dieser Zeit aktiv an dem Dorfentwicklungsprogramm des Landes Niedersachsen teilnahm, erkannte das Potenzial. Sie entwarfen ein Konzept, das den alten Charme bewahren sollte – inklusive der Trichter der ehemaligen Futtermittelabfüllung, die heute noch als Zeugen der Vergangenheit an der Decke hängen. Das Konzept überzeugte und erhielt die nötige Förderung. Das Ziel war klar: Das historische Erbe sollte nicht versteckt, sondern als Teil der Identität des neuen Treffpunkts genutzt werden. „Wir wollten den alten Industrie-Charakter unbedingt erhalten“, betont Bürgermeister Uhlenberg. Und genau das macht das besondere Flair der Kreativwerkstatt aus. Die Mischung aus rohem Beton, altem Gebälk, den sichtbaren Ziegelsteinen und modernen Elementen erzeugt eine Atmosphäre, die fast an ein urbanes Loft erinnert und die Besucher sofort in ihren Bann zieht.
Seit ihrer Eröffnung hat sich die Kreativwerkstatt (www.kreativwerkstatt-langen.de) zu einem wahren Magneten für Langen und die umliegende Region entwickelt. Das Angebot ist so vielfältig wie die Gemeinschaft, die sich hier trifft. Ob Bayrischer Abend, ein geselliges Bratwurst-Tasting, ein spannendes Kneipenquiz oder eine genussvolle Weinprobe – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Besonders beliebt sind die kulinarischen Veranstaltungen, bei denen ein externer Caterer für das leibliche Wohl sorgt. Zusätzlich können Kochbegeisterte die moderne Küche des Hauses für private Koch-Events buchen. Unter dem Motto „Kocht doch mal unter Freunden in cooler Atmosphäre“ kann man die Räumlichkeiten dann ausschließlich zum Selbstkochen mieten. Darüber hinaus sorgen drei Dartscheiben im Inneren für sportlichen Wettkampf, die sogar von einem kleinen Verein genutzt werden.
Die Türen stehen dabei für alle offen. „Es sind alle herzlich willkommen!“, erklärt Pipping. Die Kreativwerkstatt ist ein Ort der Begegnung, an dem Kinder bei einem Kinotag ebenso ihren Spaß haben wie Erwachsene beim gemeinsamen Kochen oder Senioren bei einem gemütlichen Nachmittag. Die Bedeutung für die Dorfgemeinschaft ist enorm: Sie dient als kultureller und sozialer Treffpunkt und trägt maßgeblich zur regionalen Entwicklung im südlichen Emsland bei. Ein Beispiel für den Erfolg der Arbeit war die „Sommerlaube 2025“, die über 200 Gäste anzog. Doch die Kreativwerkstatt ist mehr als nur ein Gebäude. Hinter dem Haus befindet sich der Kreativgarten, um den sich die sogenannten "Beetschwestern" liebevoll kümmern. Der Garten, in dem auch eine Boule-Bahn zu finden ist, lädt zum Verweilen ein.
Und weil jedes Dorf seine Anekdoten hat, gibt es auch hier eine kuriose Geschichte, die von der Vergangenheit zeugt. Direkt vor dem Gebäude steht die alte Fahrzeugwaage, die früher der Raiffeisen-Genossenschaft gehörte und zum Wiegen von Futtermitteln genutzt wurde. Heute steht sie als Denkmal dort. Wer in die Historie Langens eintaucht, erfährt einen amüsanten „Fun Fact“: Früher, wenn bei Hochzeitsfeiern in der Gaststätte Wintering der Saal für den Tanz vorbereitet werden musste, strömten alle Gäste zur Waage. Dort wurde dann zu Volksliedern getanzt und gesungen – bis der Saal fertig war. Die Kreativwerkstatt Langen ist somit nicht nur ein modernes Kulturzentrum, sondern auch ein Ort, der die Geschichten und die Seele des Dorfes bewahrt und sie in eine neue Zukunft führt. Ein leuchtendes Beispiel dafür, wie aus alten Mauern ein pulsierendes Herzstück der Gemeinschaft entstehen kann. www.emsland.com
Emslandliebe – Gestern. Heute. Morgen.
Das Themenjahr 2025 rund um das Jubiläum „75 Jahre Emslandplan“ ist eine Serie aus Erzählungen in Kooperation mit der Emsländischen Landschaft, der Emsland Tourismus GmbH und des Emsland-Kuriers.