Paradiesisch schön zum Innehalten

Symbole und Sinnbilder, Pflanzen, ihre Geschichte(n) und vieles mehr im Bibelgarten

Symbole und Sinnbilder, Pflanzen, ihre Geschichte(n) und vieles mehr im Bibelgarten

Werlte - Das Eingangstor sieht aus wie ein Auge mit Wimpern, entdecken Kinder sofort. Beim näheren Hinsehen bemerkt der Betrachter die Symbolkraft der Tür zum Bibelgarten. Sie steht sinnbildlich für zwei Pforten – für das Neue und das Alte Testament – also dem Gesamtwerk der Bibel.
Beim Eintreten fasziniert direkt die Blütenpracht, leises Plätschern ist zu hören und nach wenigen Schritten stehen Besucher vor einem liebevoll angelegten Garten: einem kleinen Paradies mitten in der Stadt. Der Rundgang einer Führung, die vom Bibelgarten-Team angeboten wird, beginnt tatsächlich im paradiesischen Schöpfungsgarten. Diesem schließt sich danach die Wüste an, die wiederum zum Ackergarten übergeht und über das verheißende Land in die Mitte – in den Garten der Begegnung - führt. 

Apropos Begegnung: Auch heute, an einem Mittwochnachmittag, verweilen Kleingruppen bei einer Unterhaltung auf einer Gartenbank, um die Ruhe zu genießen. Wie „alles“ entstand, erzählen Rose-Marie Doeleke-Mortelmans und Jens Niermann, Vorsitzende des Bibelgarten-Vereins, bei einem Rundgang.
Vom Pfarrhaus aus blickte der Bibelkreis damals vor 25 Jahren (im Jahr 2000) auf das brachliegende Grundstück. Die Idee, einen Bibelgarten anzulegen, reifte durch die Unterstützung der sogenannten Lokalagenda 21 und der Förderung des Bistums, aber vor allem durch die Initiatorin Maria Strickerschmidt. 

Ein Landschaftsarchitekt des Bistums erstellte den Plan, der mit dem Schöpfungsgarten und der Geschichte von Adam und Eva im Paradies beginnt. Der Apfel, von dem beide aßen, werde in der Bibel jedoch nicht erwähnt, erklärt Rose-Marie Doeleke-Mortelmans. Es sei wohl eher ein Granatapfel oder eine Orange gewesen, was wahrscheinlich falsch überliefert wurde.
Der Weg durch ein Labyrinth in der Wüste ist eine mit Kieselsteinen bedeckte Fläche, die die Suche nach Gott symbolisiert. Es kann aber auch als Lebensweg verstanden werden, wird beim Gehen deutlich. Denn manches Mal denkt der Wandelnde, er sei dem Ziel schon nah und doch führt der Weg wieder zurück und manchmal – wie im wahren Leben – über Umwege ans Ziel. 

Der Weg durch ein Labyrinth in der Wüste ist eine mit Kieselsteinen bedeckte Fläche, die die Suche nach Gott symbolisiert.
Es kann aber auch als Lebensweg verstanden werden, wird beim Gehen deutlich. Denn manches Mal denkt der Wandelnde, er sei dem Ziel schon nah und doch führt der Weg wieder zurück und manchmal – wie im wahren Leben – über Umwege ans Ziel. 

An der kleinen Feuerstelle berichtet Jens Niermann über die Kindergruppen, die hier Mehl mahlen und Brot backen und somit einen Zugang zur Bibel erhalten. „Der Lauch schmeckt doch nach einem Döner?“ fragt er uns und hält uns einen Probierstängel hin.
Im Ackergarten gibt es weitere zahlreiche essbare Pflanzen und Heilkräuter, die auf die Entbehrungen einer Wüste folgen. Anekdoten und Geschichten ranken um die Gewächse.
Die Bedeutung der Tamariska Pflanze z.B., auch als „Manna“ oder Himmelsbrot bezeichnet, ist eine spannende Legende, die auf Bibelgarten-Führungen erzählt wird. Der Hibiscus, die Malvenpflanze, diente auch als Nahrung.
Und wie aus einem winzigen Senfkorn eine riesige Senfpflanze entsteht – so groß wie der danebenstehende Wallnuss-Baum - ist kaum zu glauben.  





Die Historie, warum auf jeder Bohne eine „Monstranze“ abgebildet ist, scheint wahr zu sein und regt trotzdem zum Schmunzeln an.
Dattel- und Feigenbäume sowie ein kleiner Granat Apfelbaum zieren den Bibelgarten. Und so geht es weiter entlang der Pflanzen mit ihren Erzählungen, die ggf. über den Religionsunterricht bekannt sind oder in ihrer Bedeutung ganz neu für Interessierte sind.
Die Alant-Pflanze findet man zum Beispiel in Haussalben und Kosmetika und Agapanthus ist Marias Lieblingspflanze. 

Faszinierend ist der Spaziergang durch den Bibelgarten mit oder ohne Führung – an allen Gewächsen ist der Inhalt bzw. der Bezug zur Bibel per QR-Code nachzulesen.
Angekommen im verheißenden Land, werden Anwesende gewahr, woher das Geräusch des Plätscherns stammt. Der kleine Teich mit Seerosen und einem Sprenger rundet die vier Bereiche ab. Alle Gärten sind wiederum mit der Mitte – dem Garten der Begegnung - verbunden.
Auch die Anekdote, dass der angeschaffte Pavillon ein Ausstellungsstück war, das millimetergenau über den Kreis der Begegnung passte, ist eine glückliche oder göttliche Fügung, freut sich Rose-Marie Doloeke-Mortelmans zusammen mit ihrem Bibelgarten-Team. 40 ehrenamtliche Gartenliebhaber kümmern sich regelmäßig um die Pflege, bieten Führungen an oder unterstützen, wenn einige Pflanzen in das Winterlager ziehen.

Ob nun mit Bezug zur Bibel oder durch die Brille eines Hobbygärtners oder einfach nur zum Entspannen – der Bibelgarten in Werlte ist in jedem Fall paradiesisch schön zum Innehalten mitten in einer Stadt.



Emslandliebe – Gestern. Heute. Morgen.


Das Themenjahr 2025 rund um das Jubiläum „75 Jahre Emslandplan“ ist eine Serie aus Erzählungen in Kooperation mit der Emsländischen Landschaft, der Emsland Tourismus GmbH und des Emsland-Kuriers. 

Judith Uthmann Tattermusch.jpg
© © Schoening Fotodesign, Stefan Schöning Fotodesign
Judith Uthmann-Tattermusch
17. August 2025

In der Nähe